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  • AutorenbildBildergeschichten - JuMoRa

Badischer Bahnhof, 16 Uhr 47

Aktualisiert: 7. März 2021

Wenn du deine Menschenkenntnis verbessern willst, musst du die Menschen genau beobachten. Wenn du sie malen willst, ebenfalls.



Ich weiß nicht, wie das bei anderen Malern und Malerinnen so ist:

Aber dass ich meine eigenen Bilder übermale, passiert öfter, als man denkt.

Das ist auch bei diesem Bild der Fall, das ursprünglich zehn verschiedene Frauenfiguren zeigte, von denen manche noch fragmentarisch zu sehen sind. Ich habe sie unter weißem Seidenpapier verschwinden lassen.

Das hat erst einmal eine große Ruhe in das Bild gebracht; dennoch spürt man, das unter der Oberfläche einiges passiert.

Dasselbe gilt auch für das Portrait der jungen Frau, das ich nach einer Skizze in der S-Bahn auf eben diesen weißen Untergrund malte. Sie mag ruhig wirken, aber dadurch, dass ich mich nicht auf eine einzige Arm- bzw. Kopfhaltung beschränkt, sondern mehrere Versionen stehen gelassen habe, lässt sich Bewegung erahnen - Bewegung, die gerade soeben stattgefunden hat oder jeden Moment erfolgen wird.


Ein Gefühl schleicht sich von ganz alleine hinein


Wenn ich in der S-Bahn Skizzen mache, muss ich schnell sein, weil die Leute, auch wenn sie nur dasitzen, doch immer wieder ihre Position verändern. Was sie innerlich bewegt, kann ich immer nur erahnen, aber indem ich auf das Radieren verzichte, kann ich zumindest all diese kleinen Bewegungen ihrer Körpersprache festhalten, die vielleicht doch etwas mehr Rückschlüsse auf ihren Gefühlszustand geben, als es das Festhalten eines einzigen statischen Augenblicks täte.

Ich liebe es Menschen zu zeichnen, vor allem Gesichter. Dabei bemühe ich mich nicht um einen bestimmten Ausdruck, ganz im Gegenteil. Ich halte es da eher mit "Underacting" wie die Schauspieler sagen würden. Also bloß keine aufgesetzte Emotion, keine dramatischen Augenbrauen oder typische Mimik. Denn witzigerweise kommt die Emotion ganz von alleine, es reicht, wenn ich über den Menschen, den ich gerade male, nachdenke bzw. mich in ihn hinein versetze. Selbst wenn ich mich bemühe, einen betont neutralen Gesichtsausdruck zu malen, irgendein Gefühl schleicht sich von ganz alleine hinein und schimmert durch; ich glaube, es geht gar nicht ohne. Abgesehen davon ist es ja auch spannend, wenn etwas nicht zu offensichtlich ist, sondern eine Weile braucht, bis man es erkennt.

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