Julia Moll-Rakus
Künstlerin aus Lörrach
Lyrik
Neben der Malerei ist mein zweites Hobby das Schreiben. Hin und wieder kommt auch ein Gedicht zustande. Hier ist eine kleine Auswahl davon zu lesen.
Du kommst herein, bist ohne Ruh
und deutest stumm auf einen Fleck Wo ist der Schlüssel? Er ist weg!
Ich schließe meine Augen zu
doch dass ich mich vor Dir versteck´
gelang mir nie
hat keinen Zweck.
Dein Blick sagt mir: Sieh her, ich leide!
Komm, lass uns suchen, alle beide
Erst wenn den Schlüssel wir gefunden
hat meine arme Seele Ruh´
Sonst plag ich Dich noch viele Stunden
ein Kampf wohl über tausend Runden
und niemand siegt.
Nicht ich, nicht Du.
Ach lass mich liegen, ich bin müde
der Tag war lang, ich bin geschafft.
Ich kann mich jetzt nicht überwinden
doch morgen werden wir ihn finden
nur jetzt, jetzt hab ich keine Kraft.
Die Tür schlägt zu, doch Du kommst wieder.
Noch immer liegt er nicht am Ort
Du könntest Dir die Haare raufen
läufst wie ein Tier in Achterschlaufen
und deutest weiter, immerfort.
Oh gib doch endlich einmal auf!
Kannst Du´s nicht einmal nur vergessen!
Was geht Dich denn mein Schlüssel an?!
Wie man nur so verbohrt sein kann!
So hartnäckig und so besessen!
Es heißt, der Klügere gibt nach.
Wie klug Du bist, kann niemand wissen.
Dein Geist ist uns schon lang entrissen.
und deine Stimme, sie liegt brach.
Du lebst in Deiner eignen Welt
und zwischen uns ein eisern Tor
wie gerne drückt ich da den Knauf
und schlösse diese Türe auf
doch sie bleibt zu und wir davor.
Du tust mir leid, drum helf ich Dir
nicht immer gern, doch immer wieder
Ich leg den Schlüssel an den Ort
sing Dir die alten Kinderlieder.
Auch wenn Du mir kein Lächeln schenkst,
keins schenken kannst, auch keinen Blick
und ich nie weiß, was Du wohl denkst
ich denk an Dich und wünsch Dir Glück
Ich such die Schüssel stets für Dich
und kann es manchmal nicht verwinden.
ich weiß, der eine für die Türe
der uns zu Deiner Seele führe,
den werd ich niemals, niemals finden.
veröffentlicht in der Zeitschrift "Bunter Vogel"
und in dem Buch von Tessa Korber "Ich liebe dich nicht, aber ich möchte es mal können"
erschienen im Ullstein Verlag, Hardcover, 320 Seiten, ISBN-13: 978-3550088957
Der Schlüssel
(für Thilo)
Einmal hab ich bei einem Harry-Potter-Gedicht-Wettbewerb gewonnen. Es ging um die vier Häuser von Hogwarts:
Gryffindor, Ravenclaw, Slytherin und Hufflepuff.
Wer sich ein bißchen mit Joanne Rowlings Bestseller auskennt, weiß, dass diese vier Häuser (Abteilungen) des Internats für bestimmte Eigenschaften stehen, welche jeweils durch ein Wappentier symbolisiert werden. Die Aufgabe war, sozusagen ein Loblied auf eines dieser Häuser zu schreiben. Mein Haus war Hufflepuff, und ich schrieb und malte dazu 'Die Fabel vom kleinen Dachs':
Es trafen unter einem Baum
vier Tiere sich, die hatten kaum
ein paar Gemeinsamkeiten.
Nach Freundschaft stand ihnen der Sinn,
doch kamen sie auch nicht umhin,
sich erst einmal zu streiten.
Ein stolzer Adler war dabei,
ein Löwe, dessen Konterfei
von Würde zeugte und Noblesse,
daneben eine lange,
bildschöne grüne Schlange
ach....und ein Dachs – eh ich´s vergeß.
Der war ein wenig unscheinbar
und noch dazu ganz offenbar
mehr von der stillen Sorte.
Als sich die andern darin maßen,
welch tolle Stärken sie besaßen,
da fehlten ihm die Worte.
Er saß unter den Zweigen
und hüllte sich in Schweigen;
derweil der Löwe prahlte,
dass seine große Tapferkeit
schon über alle Grenzen weit
im Ruhmesglanze strahlte.
„Ich bin“ so sprach er voller Stolz
„aus einem ganz besondren Holz,
denn mich kann nichts erschüttern!
Ich sehe der Gefahr ins Auge,
weil ich auch dann noch etwas tauge,
wenn andre nur noch zittern!“
Der Dachs sah ihn nur staunend an
Und dachte bei sich: "Mannomann!
Ich bin ja auch nicht feige.
Doch damit kann ich mich nicht messen.“
Die Schlange aber unterdessen
begann nun durch die Zweige
zum Löwen sich hinabzuwinden:
„Damit kannst Du nicht Eindruck schinden!“
So hörte man sie zischen.
„Ein jeder Dummkopf hat doch Mut!
Was zählt ist Herkunft! Edles Blut!“
froh, ihm eins auszuwischen.
„Am besten noch“ sprach sie gezielt
(Wobei sie sorgsam Abstand hielt)
„Gepaart mit schlauer List!
Ihr braucht mich nur mal anzusehen,
dann werdet ihr schon noch verstehen,
was wirklich edel ist!“
Der Dachs sah stumm zu ihr empor,
und kam sich klein und schäbig vor.
Doch gings sogar noch weiter:
Der Adler hob nun seine Schwingen:
„Mich könnt ihr alle nicht bezwingen,
denn ich bin viel gescheiter!
Was wisst Ihr schon von dieser Welt?
Worauf es ankommt und was zählt
ist erst einmal das Wissen!
Seht, ich bin klug und weiß Bescheid
wo andere zur gleichen Zeit
im Dunkeln tappen müssen!“
Der Dachs war nun erst recht geknickt
er fühlte sich so ungeschickt.
Was sollte er auch machen?
Denn reden konnte er nicht gut,
auch fehlte ihm dazu der Mut:
sie würden doch nur lachen....
So trottete er traurig heim,
war froh, endlich allein zu sein,
und s´Herz wurd ihm ganz schwer.
„Bei diesen ganzen Helden
hab ich doch nichts zu melden.“
und schämte sich gar sehr.
Doch als er so nach Hause kam,
sah fragend ihn sein Vater an,
und sprach: „Was ist, mein Kind?“ -
„Ach nichts“ seufzte der kleine Dachs
Der Vater jedoch sprach: „Komm sag´s!
ich bin schließlich nicht blind!“
„Der Löwe, der hat so viel Mut!
Die Schlange, die hat edles Blut!
Der Adler ist gescheit!
was ich kann“ sprach der kleine Dachs
„ist doch dagegen nur ein Klacks!
Damit komm ich nicht weit.“
„Mein Sohn“ sprach da der Vater klug
„Du meinst, du wärst nicht gut genug.
Doch das ist gar nicht wahr!
Du glaubst vielleicht, du wärst nichts wert,
doch dieses Denken ist verkehrt:
Nein, du bist wunderbar!
Denn sieh: Was nützt dir all der Mut
mit dem du kämpfst in deiner Wut,
wenn du nicht weißt wofür?
Wenn niemand da ist, der dich liebt,
und der dir eine Chance gibt
und öffnet dir die Tür?
Der dich so annimmt wie du bist,
und stets ein treuer Freund dir ist!
Was zählt schon edles Blut!?
Die Herkunft ist nicht wichtig
Glaub mir, du bist schon richtig.
So wie Du bist, ist´s gut!
Und ja, das Wissen...“ fuhr er fort
„Sag, was bedeutet schon ein Wort
verglichen mit der Tat?
Wir Dachse packen fleißig an;
fragt man um Hilfe uns spontan,
dann stehen wir parat!
Denn wenn sich alle zieren
und nur noch lamentieren“
so raunte er ganz leise:
„dann ist auf all das Wissen
doch einfach nur gesch.....!
verzeih die Ausdrucksweise.“
Der Kleine sah zu ihm empor
und grinste breit von einem Ohr
zum andern. Frohgemut
sprach er: „Mein Vater, du hast Recht
wir Dachse sind doch gar nicht schlecht!“
Und s´ging ihm wieder gut. -