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Kunsttherapie

Kunsttherapeutin - dies ist mein eigentlicher Beruf.

Seit März 2016 bin ich zertifizierte Kunsttherapeutin DGKT e.V*.,

und auch wenn dies eine private Homepage ist, so sei diesem Umstand doch zumindest ein kleines Kapitel gewidmet, da es nunmal zu meiner Biografie dazu gehört.

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*= Deutsche Gesellschaft für künstlerische Therapien e.V.

Man wird unschwer erkennen können, dass die Bilder hier ganz anders sind, als die auf den übrigen Seiten, denn Kunst und Kunsttherapie sind zwei verschiedene Paar Stiefel.

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Aber genau das macht es ja umso interessanter. Worin die Unterschiede liegen, ist in dem untenstehenden Text beschrieben.

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Als ich 2012 mit dem Kunsttherapiestudium begann, kam ich mir manchmal vor wie so eine Art Geisterfahrer: Von dort, wo ich hin wollte, kamen mir viele entgegen, die dahin wollten, wo ich herkam.

 

Die meisten meiner MitstudentInnen kamen aus dem pädagogischen, sozialen oder psychologischen Bereich, und viele Dinge aus dem künstlerischen Spektrum, die mir so vertraut waren, dass ich schon gar nicht mehr drüber nachdachte, lernten sie gerade erst kennen, umgekehrt sog ich nun Informationen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen auf, die ihnen schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden waren. Dass das natürlich für beide Seiten sehr spannend, befruchtend und teilweise auch erheiternd war, brauche ich wohl nicht zu betonen.

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Mir war nie bewusst, dass die Kunst auch

heilen kann - im wahrsten Sinne des Wortes.

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Für mich war die Kunst erst Hobby, dann Arbeit; ich habe mich mit Perspektive und Proportionslehren herumgeschlagen, mit der griechischen Säulenordnung und mit Goethes Farbenlehre, mit der Anatomie des menschlichen Körpers und dem Goldenen Schnitt, habe in der Kunstgewerbeschule unzählige Stunden Gräser, Münsterfiguren oder Eisenwürfel gezeichnet und Farben gemischt, aufgepinselt und verglichen ... - kurzum: ich habe mich der Kunst erst autodidaktisch, dann akademisch genähert, aber in erster Linie kopfmäßig, bewusst, über den Intellekt.

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Gewiss, es hat mir immer auch Spaß gemacht, und bestimmt hat mir die Kunst auch in vielerlei Hinsicht geholfen; sei es, um mich zu entspannen, abzulenken, mich zu trösten oder zu erfreuen, aber es war mir nie bewusst, dass sie auch heilen kann. Und zwar tatsächlich heilen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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Der innere Kritiker wird kurzerhand vom Dienst suspendiert

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Und auf einmal lernte ich dieses Thema Kunst, das mich doch schon so lange begleitet hatte, von einer ganz anderen Seite her kennen. Einer Seite, bei der es nicht darauf ankommt, ob die Proportionen stimmen, ob die Perspektive richtig oder falsch, die Ähnlichkeit getroffen oder nicht getroffen ist. Der Kritiker im Kopf, der immer ungefragt beurteilt, ob etwas schön ist oder nicht, ob es anderen gefällt oder nicht, ja, ob es sich vielleicht gut verkaufen lässt oder nicht, dieser Kritiker mag ja in der angewandten oder Auftragskunst noch seine Berechtigung haben. In der Kunsttherapie jedoch wird er kurzerhand vom Dienst suspendiert – denn hier hat er nichts, aber auch gar nichts verloren.

Hier geht es um andere Dinge, man könnte auch umgekehrt formulieren: Das Letzte, worum es in der Kunsttherapie geht, ist Perfektion, Gefälligkeit oder Leistung.

Und das kann ungeheuer befreiend sein.

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Weniger nachdenken hilft uns manchmal mehr zu verstehen.

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Künstlerische Beschäftigung nur um ihrer selbst Willen tut uns gut, vielleicht, weil es immer auch etwas Meditatives hat. Doch das ist noch lange nicht alles. Sich entspannen, runter kommen, Kraft schöpfen - das ist nur der Anfang. Aber Kunsttherapie kann noch viel mehr. In der Praxis mit Patient*innen erlebte ich immer wieder kleine Wunder. Hier bewahrheitet sich der alte Spruch: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Da malt ein Mensch versunken an einem Bild, lässt den Gedanken freien Lauf, lässt sie einfach von der Leine wie einen jungen Hund, ohne sie grüblerisch immer wieder in die immer gleichen, ausgetretenen Pfade zu zwingen. Und plötzlich erscheint auf dem Papier wie von selbst die Lösung auf seine innere Frage, wird auf einmal deutlich, was sein Problem eigentlich ausmacht und was sich ändern müsste, damit er besser damit zurecht kommt. Auf einmal "sieht" er klar vor sich, was ist und was sein sollte. Es klingt paradox: Aber wenn wir weniger nachdenken hilft uns das manchmal mehr zu verstehen.

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Der eine malt eine menschenleere Landschaft, weil er sich

nach Ruhe sehnt, der andere, weil ihn die Einsamkeit plagt.

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Ich bin kein Esoterik-Typ. Ich diskutiere zwar für mein Leben gern, halte mich dabei aber immer gerne an Tatsachen. Übertreibungen, Mutmaßungen und Verallgemeinerungen sind mir zuwider. Ich denke, ein gesundes Maß an Skepsis sollte man immer im Handgepäck mit sich führen, egal wo man sich im Leben gerade befindet.

Dementsprechend hüte ich mich davor, irgendwelche spektakulären Botschaften in Bilder hinein zu interpretieren, die letztendlich nur auf meinen eigenen subjektiven Mutmaßungen beruhen.

Auch wenn sich manche Leute das so vorstellen - aber so funktioniert Kunsttherapie nicht. Kann sie auch nicht, weil jeder Mensch seine eigene Symbolik hat: Der eine malt eine menschenleere Landschaft, weil er sich nach Ruhe sehnt, der andere, weil ihn die Einsamkeit plagt.

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Einen allgemeingültigen Geheimcode, mit dem der Therapeut alle unbewussten Ängste und Sehnsüchte seiner Patienten pauschal entschlüsseln kann, (womöglich gleich noch mit dem dazugehörigen Lösungsweg) gibt es nicht, kann es gar nicht geben.

Und das ist auch gut so! Ich selbst hätte als PatientIn auch keine Lust, bei jedem Strich, den ich zeichne, jedem Klecks, den ich male, in diese oder jene Schublade gesteckt zu werden!

Solch ein Vorgehen wäre nicht nur unseriös, sondern auch sehr fehlerhaft.

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In der Sprache der Bilder kann sich etwas offenbaren,

was man mit Worten, Verstand, Logik vergeblich sucht.

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Das Erstaunliche aber ist, dass es trotzdem funktioniert. Aber eben nicht, weil der oder die Therapeutin anhand des Bildes etwas "herausfindet". Nein, er oder sie kann immer nur anstupsen, anregen, vorschlagen.

Das wirkliche "Wunder" besteht vielmehr darin, dass es der Patient selbst ist, der die Lösung eines Problems bereits in sich trägt. Das ist zumindest die Erfahrung, die ich immer wieder gemacht habe. Eine sehr beruhigende Erfahrung, wie ich finde. Salopp könnte man sagen: Wir sind viel klüger, als wir denken (können). Oder genauer: Unser Unterbewusstsein weiß oftmals viel besser, was uns gut tut, als unser bewusster Verstand. So erklärt sich auch, warum wir manchmal trotz intensivem Nachdenken und Grübeln nicht weiterkommen, nicht einmal durch gute Gespräche mit einem verständnisvollen Gegenüber. Wir stecken fest in der Welt der Worte.

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Die Sprache der Bilder hingegen ist viel direkter, intuitiver, emotionaler. Darum kann sich dort etwas offenbaren, was man mit Worten, Verstand, Logik vergeblich sucht.

Den Patienten und Patientinnen den Raum dafür zu geben, nicht nur örtlich und zeitlich, sondern auch im übertragenden Sinne, sprich, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich aufgehoben und sicher fühlen, dazu braucht es Empathie, Sensibilität und ja, ich sage dazu immer „Herzensbildung“.

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Oder, wie es unser geliebter Dozent G.S. in seinem herrlichen Kölner Dialekt einmal so treffend formulierte:

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„Det A und det O det is de Beziehung! Wenn de Beziehung nit

stimmt, dann kannste lang komme mit dinem Methode-Köffersche,

da rennste grad jejen de Wand. Wenn det Vertraue nit da is,

dann nützt det nämlig allet nüscht!"

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