Julia Moll-Rakus
Künstlerin aus Lörrach
Presseberichte
Badische Zeitung, 17. Juli 2023
Badische Zeitung. 17. Juli 2023
Zwischen Harmonie und Irritationen
Nachdenken über das Menschsein ermöglicht die neue Ausstellung des Schliengener Kunstforums. Zu sehen sind Werke von Julia Moll-Rakus sowie Beate und Manfred Fahrnländer.
"Die Diversität hängt hier an der Wand", sagt Sonia Itten in ihrer Laudatio zur neuen Ausstellung "Sommergäste 2023" im Schliengener Rathaus. Ein Gang durch die Gänge auf Schloss Entenstein zeigt: Recht hat sie. Die Veranstalter vom Kunstforum Schliengen haben mit Julia Moll-Rakus und Beate Fahrnländer zwei Künstlerinnen gefunden, deren figürlich-gegenständliche Menschenbilder durch ihre Hintergründigkeit bestechen und reichlich Stoff liefern für Assoziationen und Diskussionen.
Ganz anders zeigen sich die Bilder von Manfred Fahrnländer. Auf Wunsch von Beate Fahrnländer gehören Aquarelle ihres 2017 verstorbenen Vaters mit zu den "Sommergästen". Sie haben ihren eigenen Bereich im Konferenzraum, abgeteilt vom ehemals großen Sitzungssaal. Hier strahlen die stilisierten, duftig-leichten Aquarelle von Blüten und sich im Wasser spiegelnden Bäumen eine wohltuende Ruhe und Harmonie aus.
Harmonie vermitteln auch Beate Fahrnländers eigens für die Ausstellung geschaffenen Gemälde "Summertime I und II". Die beiden Mädchenporträts mit Blütenketten im Haar wecken romantisch verklärte Erinnerungen an eine glückliche, unbeschwerte Kindheit. Doch Fahrländer kann auch anders: Im Obergeschoss von Schloss Entenstein schaut ein Mädchen den Betrachter mit einem Blick an, in dem Kummer, Resignation und Zorn mitschwingen, im Hintergrund hängt eine Coronamaske an der Wand. "Frühling hinterm Fenster" heißt dieses 2020 entstandene Acryl-/Ölgemälde – und man fragt sich unwillkürlich, wie sich dieses Mädchen wohl weiter entwickeln wird. Häufig greift Fahrnländer auf alte Fotografien zurück, deren Motive sie mit sensibler Hand in die Gegenwart transportiert. So erzählt das Bild "Verdingbub" eine stille Geschichte von mit erzwungener Akzeptanz ertragener Ausbeutung. Auch im großformatigen Acrylgemälde
"Zeitlos am Meer" mischen sich Vergangenheit und die Gegenwart des Jahres 2021. Die Komposition aus historischem Badewagen, in dem die Damen von einst ihre im wahrsten Sinne des Wortes "Badekleider" anzogen, dazu eine Frau im Bikini samt Coronamaske in der Hand, regt an zum Nachdenken über alte und neue gesellschaftliche Zwänge.
Ausgesprochen vielseitig zeigt sich Julia Moll-Rakus. Da gibt es vielschichtige Gemälde wie "Badischer Bahnof, 16 Uhr 47" mit einer jungen Reisenden im Vordergrund, um sie herum viel Bewegung und schemenhafte Gesichter anderer Reisender – eben so, wie es an Orten des Übergangs zugeht. In "Rollenwechsel" dreht sie Edouard Manets "Olympia" mit der liegenden Nackten kurzerhand um: Hier ist die Ruhende eine Woman of Colour und ihre Dienerin weiß.
Märchen-und rätselhaft wiederum ist ihr in Grün, Blau und sparsamen Gelbnuancen gehaltener "Nök". Hier schwingt sich ein schöner Wassermann mit verführerischem Blick aus dem Wasser empor, Körper und Haar übersät mit Worten aus Heinrich Heines Gedicht "Begegnung". Dazu kommen ausdrucksstarke Frauenakte, eine vor Farbigkeit schier explodierende "Orchideenblüte" und Moll-Rakus’ Collage "Verwechslungsgefahr" mit aneinandergereihten Titelseiten einer TV-Zeitschrift. Die Ähnlichkeit der dort abgebildeten jungen blonden Stars regt an zum Nachdenken über stereotype in den Medien vermittelte Frauenbilder.
Die Ausstellung "Sommergäste" im Schliengener Rathaus ist bis 6. Oktober zu sehen: montags 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, dienstags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter 07635/310921.
Badische Zeitung, 17. Januar 2020
Der rote Faden hält das Werk zusammen
Von Barbara Ruda Lörrach
Eine Ausstellung mit Gemälden von Julia Moll-Rakus im Rehazentrum Haagen beginnt am Samstag.
LÖRRACH-HAAGEN. Nach einer längeren Pause setzt Julia Moll-Rakus mal wieder ein künstlerisches Lebenszeichen. Im Rehazentrum in Haagen präsentiert sie in einer Einzelausstellung eine kleine Retrospektive mit 14 Gemälden, überwiegend in Acryl-Mischtechnik auf Leinwand.
Bis auf "Räderwerk" sind alle Gemälde figürlich. Oft zeigen sie nachdenkliche, sensible Porträts, manche strahlen einen Hauch von Melancholie aus. Eine selbst erlebte Konstellation inspirierte die Lörracher Künstlerin zu dem Bild "Wer von uns beiden?". Es zeigt zwei Personen, von der einen ist nur das Spiegelbild zu sehen. Julia Moll-Rakus, selbst eine der beiden, faszinierte das Geisterhafte daran: dass sich ein Mensch spiegelt, obwohl das "Original" unsichtbar ist. Bei Vampiren sei das umgekehrt, sie haben kein Spiegelbild. Dass der Betrachter unendlich viele Konstellationen, Geheimnisse und Verstrickungen in dieses Bild hineindenken kann, von banal bis hochdramatisch, liebt die 52-jährige.
Mit der Ausstellung in Haagen meldet sich Moll-Rakus aus einer schöpferischen Pause heraus. Ihr Atelier ist im Umbau. Gerne hält sie es mit einem Vergleich, den sie kürzlich hörte. "Kunst ist wie ein Fluss, und manchmal fließt er auch unterirdisch", zitiert sie. In den Phasen, in denen sie nicht viel malt, ja sogar in Durststrecken arbeitet etwas in ihr. Sie ist überzeugt, dass die Quelle nicht versiegt.
Künstlerisch ganz untätig ist Julia Moll-Rakus nicht. Gerade arbeitet sie am Drochehüüler-Orden für die aktuelle Fasnacht. Seit 1998 hat sie die Gestaltung und Ausarbeitung der Urkunde für die Narrenzunft übernommen. An der Kunstgewerbeschule Basel, die sie von 1985 bis 1988 besuchte, hat sie Kalligrafie gelernt und immer gerne geschrieben.
Seit sie denken kann, hat Julia Moll-Rakus gemalt. Ohne einen Plan B gehabt zu haben, bewarb sie sich als 18-Jährige in Basel, wohl wissend, dass nur jeder Vierte aufgenommen wurde. Nach einigen Semestern lernte sie den Beruf der Textilmustergestalterin und arbeitete dann in diesem Beruf. Nebenher belegte sie Abendkurse in der Schule für Gestaltung Basel in Fächern wie Anatomie, Akt, Computergrafik, Illustration, Kalligrafie, Kopfzeichnen und Naturstudien. Von 2012 bis 2016 folgte eine Ausbildung als Kunsttherapeutin in Freiburg. Seitdem ist die Künstlerin beim Departement Basel angestellt und arbeitet am Tageszentrum von LIV (Leben in Vielfalt) kreativ mit Menschen mit Behinderung. Diese Arbeit beschreibt sie als anstrengend und turbulent, aber auch als bereichernd.
Das Thema Mensch zieht sich wie ein roter Faden durch Moll-Rakus' künstlerisches Schaffen – und der rote Faden selbst auch. Den näht sie auf jeder Leinwand und auf jedem Papier, das sie bemalt, mit ein. "Er verbindet die unterschiedlichen Themen miteinander und hält sozusagen mein Werk zusammen", wie sie erklärt.
Dass die Künstlerin als junge Frau im Rahmen eines Hilfsprojekts drei Mal nach Tansania reiste, hat sie geprägt. Im Herbst wird sich ein Kreis schließen, wenn Moll-Rakus an die Orte reisen wird, an denen sie vor 30 Jahren war. Dort wird sie wohl Ideen für künftige Bilder finden. Inspiriert hat sie nach eigenen Angaben auch der Besuch der Ausstellung von Jonas Mosbacher in der 3land-gallery vor einer Woche. Bei dem jungen Künstler aus dem früheren Freundeskreis ihrer Tochter hat sie miterlebt, wie er als Jugendlicher immer zeichnete. "Das war wie ein Flashback in die Vergangenheit", erzählt sie. "Es erinnerte mich an die Hoffnungen, die man als junger Mensch hegt."
Termin: Beim Tag der offenen Tür im Rehazentrum am Samstag, 18. Januar, wird die Ausstellung von Julia Moll-Rakus eröffnet.
Badische Zeitung, 16.11.2017
Roter Faden verbindet alles
BZ-KUNSTA(U)KTION: Julia Moll-Rakus näht eine persönliche Note in jedes Werk ein
Von Barbara Ruda
LÖRRACH. Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler aus der Region stellen wieder Arbeiten für die BZ-Kunsta(u)ktion zur Verfügung. Sie werden am 2. Dezember in der Volksbank Dreiländereck gezeigt und direkt verkauft oder versteigert. Ein Teil des Erlöses geht wie gewohnt in die BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen". In einer Serie stellt die Badische Zeitung die beteiligten Künstlerinnen und Künstler vor, heute Julia Moll-Rakus.
Das Werk in der Auktion
Entgegen dem Trend, der das Malen als meditative Selbstverwirklichung propagiert, sieht Julia Moll-Rakus es in erster Linie als Arbeit an. Natürlich mache es auch Spaß, aber nicht nur. Die wenigsten ihrer Bilder entstünden ohne sorgfältige Vorbereitung. Der "Rückenakt", den sie in die Auktion gibt, gehört allerdings genau in diese Kategorie. "Er entstand spontan, fast zufällig. Ich hatte noch dunkelblaue Farbe auf der Palette übrig und wollte eigentlich nur testen, ob ich noch aus dem Kopf zeichnen kann, also ohne Vorlage oder Modell. Das machte so viel Spaß, dass ich noch Weiß und Gelb dazu nahm und vom Zeichnen ins Malen wechselte", ist Julia Moll-Rakus selbst erstaunt, wie leicht ihr die Striche von der Hand gingen. "Ich glaube, das muss ich öfter machen." Allerdings sei es schwierig gewesen – sie glaubt, jeder Maler kennt das –, im richtigen Augenblick wieder aufzuhören. "Wenn man diesen Augenblick verpasst, dann ist die ganze Lebendigkeit, die so ein Bild ausmacht, dahin."
Einordnung in das Gesamtwerk
Mit diesem Bild bleibt Julia Moll-Rakus ihrer Vorliebe fürs Figürliche treu. Sie liebe es Menschen zu zeichnen, vor allem Gesichter und Hände, auch wenn diese beim "Rückenakt" ausnahmsweise nicht zu sehen sind. "Wenn ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre, nehme ich oft mein Skizzenbuch mit. Auch wenn ich es sonst nicht begrüße, dass alle Leute immer nur auf ihr Handy starren: Fürs Zeichnen ist es ideal, weil sie sich dann meist nicht allzu sehr bewegen." Menschen würden immer ihr Hauptthema bleiben, sie widmet sich aber beispielsweise auch der Kalligrafie und abstrakten Malerei. Momentan arbeitet sie an einer Werkstatt-Serie, mit der sie nächstes Jahr zum 85-jährigen Bestehen der Familien-Schlosserei Moll eine Ausstellung plant. Das sei ganz anderes als so ein Frauenakt. "Aber dafür habe ich meinen roten Faden, den ich auf jede Leinwand, jedes Papier, das ich bemale, mit einnähe. Er verbindet die unterschiedlichsten Themen miteinander und hält sozusagen mein Werk zusammen. Ich bin gespannt, wer ihn beim Rückenakt findet."
Biografie
Julia Moll-Rakus hat schon als Kind gerne gemalt und ging, als sie 18 Jahre alt wurde, auf die Kunstgewerbeschule in Basel. Mit 18 hatte sie ihre erste eigene Ausstellung im Lörracher Rathaus. Sie machte eine Lehre als Textilmustergestalterin, besuchte aber weiterhin Kurse in Basel, Augsburg und Münchenstein. Später gab sie auch welche in der Kaltenbachstiftung. Vor ein paar Jahren ließ sie sich zur Kunsttherapeutin ausbilden. Inzwischen arbeitet sie in einer Basler Einrichtung, wo sie Erwachsene mit Behinderungen künstlerisch begleitet.
Persönliche Sicht auf die Auktion
"Die Auktion finde ich ganz wunderbar – spannend, unterhaltsam, bereichernd. Bis auf den Moment, da ich selbst dran komme. Da würde ich mich jedes Mal am liebsten auf dem Klo verkriechen. Ich weiß nicht, ob den Leuten klar ist, welchen Mut man da als Künstler braucht: Man stellt sich hin und gibt sein Inneres, sein ,Baby’ zur Bewertung frei, über das andere ein Urteil fällen. Das ist schon heftig", erzählt Julia Moll-Rakus. Auch wenn sie seit Anfang an dabei sei und immer das Glück hatte, etwas verkaufen zu können, verspüre sie jedes Jahr wieder dieselben Fluchttendenzen, wenn sie an die Reihe komme. Schlussendlich siege aber doch wieder ihre Neugier.
Was sie gerade beschäftigt
"Wie viel ein bisschen Freundlichkeit bewirken kann. Im Privaten und gerade im öffentlichen Dienst", sagt Julia Moll-Rakus. Sie erlebe das so oft: Selbst wenn ein Antrag abgelehnt, eine Mitteilung unerfreulich, ein Service nicht möglich ist – allein die Art, wie einem das mitgeteilt wird, mache oft einen großen Unterschied. Sie freue sich, wenn sie auf Menschen trifft, die trotz aller Hektik ihre Freundlichkeit oder ihren Humor bewahrt haben. Die sich nicht hinter Vorschriften verstecken, sondern Verständnis zeigen. Das sei wie ein Sonnenstrahl in nebliger Kälte. "Gerade wenn man die üblichen Kommentare im Internet liest, könnte man meinen, die Welt sei nur noch von Miesmachern und Egomanen bevölkert. Aber es gibt sie und wird sie hoffentlich immer geben: Menschen, die freundlich sind."
Von Julia Moll-Rakus in der Auktion: "Rückenakt", 2017, 70x50 Zentimeter, Acryl und Roter Faden auf Leinwand, Mindestgebot: 300 Euro.
Badische Zeitung, 16. November 2016
Aus Chaos Kunst machen
BZ-KUNSTA(U)KTION: Julia Moll-Rakus hat die Experimentierlust beim Malen entdeckt
Früher hat Julia Moll-Rakus ihre Bilder meist bis ins Detail vorausgeplant, heute vertraut sie auch gerne mal auf den Zufall. So auch bei dem Werk, dass sie in die BZ-Auktion gibt.
Neuigkeiten aus dem Atelier
Die Ausbildung zur Kunsttherapeutin, die sie dieses Jahr abgschlossen hat, habe sie in ihrer künstlerischen Arbeit beeinflusst, so Julia Moll-Rakus. Sie habe ihren Perfektionismus eingedämmt. "Ich plane nicht mehr so viel, sondern vertraue mehr meiner Intuition", sagt sie. Dieses Improvisieren sei nicht nur lustvoller, esverleihe auch den Bildern mehr Lebendigkeit. Während sie früher meist schon vor dem ersten Pinselstrich das fertige Bild vor Auge gehabt habe, gehe sie nun öfter ein Risiko ein und vertraue darauf, dass ihr zum richtigen Zeitpunkt schon etwas einfallen werde. So kann es sein, dass sie am Anfang einer Arbeit ganz bewusst den Zufall miteinbezieht, Farbe auf die Leinwand tropfen lässt, sie wieder abwischt, übermalt, ineinander fleißen lässt, schaut, was passiert. "In diesem Chaos dann etwas zu sehen, was ich ausarbeiten kann, das ist derzeit meine liebste Herausforderung. Gerade diese Mischung aus kindlicher Experimentierlust, freiem Assoiieren und handwerklicher Arbeit genieße ich sehr", sagt sie.
Das Werk in der Auktion
Zufall und Absicht - auf diese Weise ist auch das Bild "hingehört" entstanden, das Julia Moll-Rakus in die Auktion gibt. In dem Bunten Feld aus Schwarz, Weiß und Orange, das weniger geplant, als vielmehr das Ergebnis zufälliger Farbverläufe war, entstand eine kleine Stelle, die sie an ein Ohr erinnerte. "Das fand ich spannend" so die Künstlerin. "Die Kunsttherapuetin in mir fragt sich sofort: Warum gerade ein Ohr?" Die Zeichnerin hingegen frage: was könnte ich daraus machen? "Ich stelle mir in so einem Fall sogleich das Gesicht dazu vor und was die betreffende Person in dem Moment gerade wohl erhört, belauscht, zur Kenntnis nimmt", sagt Moll-Rakus. "Und ich mache mir allgemein Gedanken übers Zuhören und Weghören, über Interesse und Desinteresse, über Menschen und Beziehungen." Dieses Sinnieren sei der kreativste Moment im ganzen Prozess, auch wenn der Pinsel dabei ruhe. Aber genau hier tauche sie in die Welt ihrer Vorstellungskraft ein und begegne dem Motiv. "Im idealen Fall sind diese Gedanken später auf dem fertigen Bild zu spüren."
Die Verbindung zur BZ-Auktion
Julia Moll-Rakus war von Anfang an bei der Kunstauktion der Badischen Zeitung dabei. "Ich freue mich sehr, dass sich diese schöne Idee damals durchgesetzt und etabliert hat. Nicht nur, weil es für einen guten Zweck ist, nicht nur, weil damit Menschen in Not geholfen werden kann. Es ist einfach diese besondere Stimmung, die schon beim gemeinsamen Aufbau beginnt und während der Auktion ihren Höhepunkt findet."
Der künstlerische Hintergrund
Sie sei ihren Eltern sher dankbar, dass sie als junges Mädchen die Kunstgewerbeschule in Basel beuschen durfte, sagt Julia Moll-Rakus. Dort habe sie das Fundament erlernt, das es ihr heute erlaube, sich frei auf den Ausdruck zu konzentrieren. Auch die Lehre und Arbeit als Textilmustergestalterin sei hilfreich gewesen, ganz zu schweigen von der Ausbildung zur Kunsttherapeutin. "Aber man lernt nie aus" sagt sie. Gerade die menschliche Anatomie sei so komplex, dass man nicht aufhören dürfe, seine Beobachtungsgabe zu schulen. Darum gebe sie nicht nur Kurse, sondern belege auch immer wieder selber welche. Das sei kein Widerspruch. "Man lernt immer, egal von wem, solange man lernenwill." Dies zeige ihr vor allem die Arbeit mit Menschen, die kognitiv oder körperlich beeinträchtig sind und mit denen sie als Kunsttherapuetin arbeitet. "Da sind wahre Talente darunter, und sie lernen nicht nur von mir, sondern ich genauso von ihnen." Auch die Fahrt in der Bahn nach Basel, wo Julia Moll-Rakus arbeitet, nutzt sie zum Dazulernen: Das Skizzenbuch sei immer dabei.
Von Julia Moll-Rakus in der Auktion "hingehört", 50 x 40cm, 2016, Acryl, Kohle, roter Faden auf Papier, Startpreis: 300 Euro inklusive Rahmen und Passepartout.
Badische Zeitung, Donnerstag, 30.Juni 2016
Ausstellung
des
Kunstforums
im Wasserschloss Entenstein.
SCHLIENGEN (BZ). Das Kunstforum Schliengen hat zehn Kunstschaffende aus Lörrach und Schliengen im Wasserschloss Entenstein zu einer neuen Ausstellung eingeladen und bietet Besuchern damit einen künstlerisch facettenreichen Anklang an die Jahreszeit "Sommer". Zu sehen sind Gemälde verschiedenster Stilrichtungen sowie Skulpturen und Objekte zum Beispiel aus Porzellan, Ton oder Filz. "Wegen der Vielzahl der Bewerbungen musste schließlich eine Auswahl getroffen werden mit der Maßgabe, dass die Ausstellung ein stimmiges Gesamtwerk wird. Und da deshalb nicht alle Kunstschaffenden, die sich beworben hatten, schon in diesem Jahr mit dabei sein können, ergab sich als schöner Nebeneffekt schon eine Anwärterliste für die Sommergäste 2017", so Sonia Itten vom Kunstforum. Trotz der zahlreichen und außerordentlich unterschiedlichen Arbeiten eine gute Raumatmosphäre zu schaffen, in der jedes einzelne Werk auch seine eigene Wirkung entfalten kann und dennoch mit den anderen in Korrespondenz treten kann – das war die Aufgabe für die Organisation dieser Ausstellung. Und so tragen manche Arbeiten nebeneinander zu einer stillen Harmonie bei, andere dagegen erzeugen durch ihre Verschiedenartigkeiten energiereiche Spannungen.
Die Werke der "Sommergäste 2016" Marga Golz, Heinz Lüttin, Heike Mages, Julia Moll-Rakus, Ellen Mosbacher, Andrea Paro, Petra Pompé, Günter Ruf, Brigitte Rosenthal, Andreas Streun sind vom 29. Juni bis zum 22. August im Wasserschloss Entenstein/Rathaus Schliengen zu sehen.
Die Vernissage findet am heutigen Mittwoch, 29. Juni, um 19 Uhr statt.
Badische Zeitung, April 2016
Badische Zeitung, 23.11.2015:
Stückchen vom Ariadnefaden
KÜNSTLER DER BZ-KUNSTA(U)KTION:
Julia Moll-Rakus.
von Barbara Ruda
LÖRRACH. Mehr als 30 engagierte Kunstschaffende unterstützen im Rahmen der Kunsta(u)ktion "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen" die BZ-Weihnachtsaktion. Am 5. Dezember zeigen sie in der Ausstellung in der Volksbank Dreiländereck ausgewählte Arbeiten. Eine davon kommt in die Versteigerung, die am Abend der Höhepunkt dieses Tages ist. Sowohl bei der Auktion als auch bei den Verkäufen aus der Ausstellung geht der übliche Galerieanteil von 30 Prozent an "Hilfe zum Helfen". Die BZ stellt alle Künstler vor – heute Julia Moll-Rakus.
Wenn Julia Moll-Rakus so beobachtet, was in der Welt geschieht, was da alles noch auf die Menschen zukommt, welchen Veränderungen und Herausforderungen sie sich stellen müssen – egal ob nun weltpolitisch oder ganz privat – dann muss sie oft an Hermann Hesses Gedicht "Stufen" denken. Darin gemahnt der Dichter, loszulassen und bereit "zum Abschied sein und Neubeginne."
Das sei leichter gesagt als getan, findet die Künstlerin. Manchmal drehe sich die Welt so schnell, dass man am liebsten verharren möchte- Festhalten, und eben nicht "heiter Raum um Raum durchschreiten", wie es Hesse empfiehlt, sondern sich ausruhen, wie es auf dem Bild, das Julia Moll-Rakus in diesem Jahr in die BZ-Kunstauktion gibt, das Mädchen auf der Treppe tut. Es hat sich hingesetzt und hält fest – nicht nur am Augenblick, sondern zugleich auch sich selbst, denn das Loslassen, das Verändern und stetige Dazulernen könne sehr anstrengend sein, wie die Künstlerin erklärt. Und doch deutet sich an, dass das Mädchen nicht lange da sitzen wird, sieht man doch im Hintergrund schon, wie sie sich aufgerichtet hat und den Fuß hebt, um die nächste Stufe zu erklimmen. Dementsprechend hat Julia Moll-Rakus das Gemälde "Innehalten. Loslassen. Weiterwachsen." genannt.
"Ja, ich glaube wir kommen nicht drum herum", meint die Künstlerin und verweist wiederum auf Hesse und: "Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden." Die Welt, ist sie sich sicher, werde sich ändern. Es werde viel Neues auf uns einströmen. "Wir tun gut daran, mit all diesen Veränderungen mitzuwachsen und an ihnen zu reifen." Auch in Julia Moll-Rakus’ Leben gibt und gab es immer wieder Veränderungen, etwa, dass sie vor zweieinhalb Jahren noch einmal angefangen hat, die Schulbank zu drücken – beim Kunsttherapie-Studium.
Um mit Hesse zu sprechen, sei es eine Zeit für eine neue Lebensstufe und damit auch für neue (Bild-)Themen. Nur der rote Faden, den sie in alle ihre Bilder einwebt, der begleitet die Künstlerin auch weiterhin. Zufällig gibt es in diesem Jahr in der BZ-Kunstauktion ein weiteres Bild mit einem roten Faden, welches auch schon vor ein paar Jahren geschaffen wurde. "Es ist halt eine gebräuchliche Metapher, die öfters vorkommt", sagt sich Julia Moll-Rakus. Sie hat den roten Faden in den vergangenen Jahren als ihr Markenzeichen aufgebaut, nachdem jemand gesagt hatte: "Du hast Talent, aber es fehlt der Wiedererkennungswert." Der rote Faden sei weder als spezielles Thema eines einzelnen Bildes gedacht, noch solle er ein Leitmotiv sein, denn sie habe keine Routine in ihrer Malerei, keine festgelegte Vorgehensweise. Nein, er sei vielmehr so eine Art abgeschnittener Ariadnefaden, wenn sie gemäß Hesse Raum für Raum durchschreitet. In jedem Bild lässt sie ein Stück von ihm zurück.
Julia Moll-Rakus: "Innehalten. Loslassen. Weiterwachsen.", 70 x 50 cm (11/2015), Acryl mit rotem Faden, Startpreis: 400 Euro
Bad.Zeitung, 09.01.2015
Kunst in der Kathedrale
Künstlerinnen des VBK nehmen an einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Lörrachs Partnerstadt Chester teil. Neil Glendinning organisiert die Ausstellung in Chester
LÖRRACH. Für einige Künstlerinnen des Vereins Bildende Kunst (VBK) beginnt das Jahr mit der Teilnahme an der Ausstellung "The Great War – Remembrance and Reflection" vom 9. Januar bis 8. Februar in der Kathedrale der englischen Partnerstadt Chester. Organisiert und kuratiert wurde sie für das Cheshire Artist Network (CAN) von Neil Glendinning, der in Lörrach unter anderem wegen seiner Teilnahme an den Kunstauktionen der Badischen Zeitung bekannt ist.
Wie die VBK-Vorsitzende Marga Golz berichtet, bestehen seit dem gemeinsamen Projekt "Partners" 2006 Kontakte zu den Kunstschaffenden in Chester, vor allem zu denen, bei denen die Lörracher Künstler im Jahr 2008 während "Partners II" gewohnt haben. Kontaktpartner auf städtischer Ebene war bis dato immer Adrian Summer. Obwohl der durch Umstrukturierung mittlerweile auf einem anderen Posten sitzt, meldete er sich kurz vor Weihnachten per Mail bei Marga Golz mit der Frage, ob nicht ein paar Künstler des VBK aus der Region Lörrach Lust hätten, an der Ausstellung in der Kathedrale von Chester teilzunehmen – idealer Weise mit einem kleineren Werk zum Thema "Weltkrieg".
Ähnlich wie in Lörrach, wo es im Jahr 2014 zum spartenübergreifenden Kulturprojekt "100 Jahre Welt (im)Krieg" zum Ersten Weltkrieg auch ein paar Kunstausstellungen gab, waren auch die im lockeren Netzwerk CAN zusammengeschlossenen Künstler aus Chester und Umgebung im vergangenen Jahr sehr aktiv mit einer Serie von kleineren Ausstellungen zum Thema "The Great War" (Der große Krieg). Unter anderem hatte Marga Golz’ ehemalige Projektpartnerin Julia Midgley Zeichnungen von verwundeten englischen Kriegsheimkehrern aus dem Irak ausgestellt und später in dem Buch "War Art & Surgery" veröffentlicht. Das Projekt in Chester endet nun mit der Hauptausstellung im südlichen Querschiff der Kathedrale.
Marga Golz antwortete Adrian Summers, er solle sich nicht allzu große Hoffnungen machen, dass das so kurzfristig klappen könnte – schließlich musste man sich sehr sputen mit der Post – schickte aber seine Einladung an die VBK-Kollegen weiter. Und siehe da, es waren doch ein paar bereit, schnell ein Kunstwerk auf den Weg nach Chester zu senden: Elke Aurich, Marga Golz, Daniela Klotz, Petra Pompé und Julia Moll-Rakus. "Es ist schön, dass sowas so spontan funktioniert, und dass wir deutschen Künstler an der Ausstellung beteiligt sind", so Golz.
Badische Zeitung, 29.Oktober 2014:
Würdiges und gelingendes Altwerden
Ausstellung "Alter" in der Wohnresidenz am Engelplatz.
Bei der Vernissage: Rolf Jekal,
Ute Hammler, Julia Moll-Rakus, Helmut Vogt, Astrid J. Eichin, Barbara Ruda
und die Musiker Kiria Vandekamp und Stefan Oesterlin-Vandekamp
(von links). Foto: zvg
LÖRRACH (BZ). Kindheit und Alter, die beiden Pole des Lebens, stehen im Zentrum der Ausstellungsprojekte in der Wohnresidenz am Engelplatz. Kunstschaffende, Schulklassen und Bewohner haben sich lange Zeit mit diesen Themen auseinandergesetzt. Am Freitagabend wurde die Ausstellung "Alter" feierlich eröffnet. Sie kommt nicht so bunt und heiter daher wie die Kindheitsausstellung, aber auch längst nicht so traurig und grau, wie viele heutzutage das Alter noch sehen. Es ist eine Ausstellung leiser Töne, wie Sozialarbeiterin Ute Hammler feststellte, die die Idee zu dem Mehrgenerationenprojekt hatte und es auch realisiert hat. Dazu passte auch die Musik von Kiria Vandekamp und Stefan Oesterlin-Vandekamp, die zweistimmig poetische Lieder von Leonard Cohen anstimmten – zum Teil ins Deutsche übersetzt.
Alte Bäume, die schon standen, als wir noch nicht geboren waren, und noch bleiben, wenn wir längst nicht mehr sind, kamen Julia Moll-Rakus beim Nachdenken über das Alter in den Sinn. In ihren Bildern gehen die Jahresringe wie selbstverständlich in die Falten eines gelebten Gesichts über und bilden mit ihrem Liniengeflecht ein ornamentales Muster. Auch Helmut Vogt hat in der Auseinandersetzung mit dem Thema an Bäume gedacht, und zwar an Mammutbäume, die mit ihren dicken, jahrhundertealten Stämmen ein beeindruckendes Bild abgeben. An der Wurzel unter ihnen stehend wirken die Menschen winzig klein.
Barbara Ruda möchte mit ihren digital bearbeiteten Fotografien zeigen, dass man beim Altwerden zwar von immer mehr Fähigkeiten, Möglichkeiten und Menschen Abschied nehmen muss, dies aber keineswegs bedeuten muss, dass nun alle Farbe aus dem Leben verschwindet. Rolf Jekal , der sich nach eigenen Angaben selbst langsam zum alten Eisen gehörig fühlt, fand Antwort auf seine Frage, ob es zum Alter überhaupt etwas Positives zu sagen gibt, in der Widersprüchlichkeit vieler Zitate wie "Die Jungen laufen schneller als die Alten, aber die Alten kennen die Abkürzungen." In seiner Bilderserie sind immer wieder Federn zu sehen – als Symbol für das "Federn lassen" wie auch für die Weisheit im Sinne von einem würdigen, gelingenden Altwerden. Wie auch Julia Moll-Rakus hat er Zitate in seine Kunstwerke eingebaut.
Erinnerungen an die Großmutter
Für ihr Kunstprojekt "Omama" stellte Astrid J. Eichin die Frage: "Woran erinnern Sie sich gerne und vielleicht mit einem Lächeln, wenn Sie an Ihre Großmutter denken?" Aus den Antworten schuf sie eine Bettdecke, bestehend aus lauter wärmenden Gedanken an Großmütter, die einen Zeitrahmen von mehr als hundert Jahren umfassen. Beim Lesen und Betrachten der Fotografien wird spürbar: Es sind nicht einfach nur Großmütter, hier zeigt sich Frauengeschichte.
Beate Fahrnländer, die den Kontakt zu Gerhard Weber hergestellt hatte, stellte den Fotografen aus Grimma und seine eindrücklichen Schwarz-Weiß-Porträts den Gästen vor. Die Ausstellung komplettieren Porträtzeichnungen von den Bewohnern der Residenz, die die Klasse 2c der Fridolinschule angefertigt hat, eine Kollage von Zitaten und Bildern der Großmütter der Kooperationsklasse der Pestalozzischule sowie persönliche Aussagen zum Thema Alter von Bewohnern.
Die Ausstellung dauert bis 14. Dezember. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch 10 bis 12 Uhr und Freitag bis Sonntag zwischen 15 und 17 Uhr. Am Mittwoch, 5. November, um 17 Uhr stellt die Künstlerin Astrid J. Eichin ihr Projekt Omama vor.
Badische Zeitung, 24.10.2014
VERNISSAGE
"Alter"
Eröffnet wird am Freitag, 24. Oktober, 18.30 Uhr, die Ausstellung "Alter" in der Wohnresidenz am Engelplatz in Lörrach mit Werken von Astrid J. Eichin, Julia Moll-Rakus (hier "Jahresringe"), Helmut Vogt, Barbara Ruda, Gerhard Weber und Rolf Jekal. Schulklassen und die Bewohner beteiligen sich ebenfalls an der Ausstellung, die die Fortsetzung zur Ausstellung "Kindheit" ist.
Die Oberbadische, 20.September 2014:
Von Ursula König
Lörrach. Am Lörracher Kulturprojekt 2014, „100 Jahre Welt im Krieg“, beteiligt sich auch die Galerie Ars Nova. Die Ausstellung „Maikäfer flieg – Frieden ist mehr“ zeigt ab Sonntag, 21. September, Werke der vier Künstler Julia Moll-Rakus, Petra Pompé, Sonia Ilios und Olivier Itten, die sich auf unterschiedlich Weise dem Thema Krieg und Frieden nähern.
Vieles fließt in ihre Kunst ein: Kinderlieder, Kriegsberichte, Gedichte und historische Ereignisse. Die Bilder und Installationen bewegen sich innerhalb eines enormen Spannungsfeldes, das die Verführung und die Verletzbarkeit gewesener und zukünftiger Kriegsbeteiligter nicht erklären kann und will. Es sind Annäherungen. Das auch für die Künstler „sehr schwierige Thema“ wird mehrschichtig umgesetzt.
„Frieden fängt beim Frühstück an – Tretminen für die Seele“ heißt die Installation von Sonia Ilios, die durch die Räumlichkeiten der Galerie verschiedene Spuren legt, um die Verwundbarkeit des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Kinderschuhe entlang der Wände sind plastischer als jedes Gedicht, das vom Schrecken einer Detonation erzählen könnte. Verführerisch halten virtuelle Kriegsspiele Einzug in moderne Kinderzimmer.
Krieg wird konkret und abstrakt zugleich. Ihr „Maikäferlied aktuell“ bringt es so auf den Punkt: „Maikäfer flieg, wir Kinder spielen Krieg. Wir lernen töten, lernen Hass, das bringt uns Punkte, bringt uns Spaß.“ Petra Pompes Bilder sind mehrfach beschichtet, so, als wolle sie sich der Thematik auf unterschiedlichen Ebenen nähern, die bewusst abstrakt gehalten werden. Die eingearbeitete Jute wird zum Symbol zerstörter Kleidung; die Farben sind reduziert. Um ein weißes Bild ist Stacheldraht gelegt; geschmückt von einer Orchidee. Zurückhaltung zeigt auch das Bild „der Heimkehrer“, der das Dunkle hinter sich lässt. Fast: Denn sein spitz zulaufender Schatten folgt ihm wie etwas Eigenständiges.
Für ihr Bild „Irreparabel“ verwendete Julia Moll-Rakus neben Acrylfare und Bleistift auch Verbandsmull und roten Faden. Wie provisorisch ist es an die Wand genagelt und groß genug, damit der Blick nicht ausweichen kann. Eine junge Frau steht wartend am Fenster. Es könnte überall und zu jeder Zeit sein. Sie wartet, wenn schon nicht auf die Rückkehr des geliebten Menschen, so doch auf ein Zeichen der Hoffnung. Der einzelne Mensch, der mit der Katastrophe fertig werden muss, wird hier zum Mittelpunkt. Der verlorene Blick aus dem Fenster kann mehr über alle Schrecken sagen, als Statistiken und Fakten.
Oliver Itten setzte sich seit seiner frühesten Jugend mit Fotografie auseinander. Seine kleinformatigen Bilder hängen dicht nebeneinander, als wollten sie eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die irgendwo zwischen farbenfrohen Sonnenuntergängen und der Einsamkeit eines Kriegers liegen könnte, der den Punkt zur Umkehr überschritten hat. u Die Vernissage ist am Sonntag, 21. September, 18 Uhr in der Galerie Ars Nova, Weinbrenner Straße 2 in Lörrach, Öffnungszeiten: Donnerstag/Freitag 12 bis 17 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr
Badische Zeitung, vom 14. Sept. 2014
"Kunst aus Kinderhand"
Sieben- bis Zwölfjährige entdeckten in den Ferien ihre Kreativität.
MAULBURG (hjh). Eitel Freude kurz vor dem Finale bei den Beteiligten am "Kinderkunstprojekt", bei dem zehn Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren eine Woche lang ihre Kreativität nach Herzenslust ausleben konnten. Unter Anleitung von Julia Moll-Rakus, Ingrid Weinmann und Susann Wilms machten große Ideen und geschickte Hände kleiner Leute aus ausgedienten Spielsachen, Kleinmöbeln, Schrott oder Glasflaschen "Recyclingkunst", die am Ende beeindruckten Verwandten präsentiert wurden.
Die drei angehenden Kunsttherapeutinnen, die auf ihr künftiges Handwerk an der Katholischen Hochschule in Freiburg vorbereitet werden, waren von der Resonanz auf dieses Projekt "restlos begeistert." Es hat sich gelohnt, Zeit in ein Praktikum zu investieren, das dank dem Einsatz von Annemarie Weber in dieser Form erstmals ins Ferienprogramm der Gemeinde aufgenommen worden war. "Wir hatten tolle Tage mit einer unheimlich schönen, harmonischen Gruppe" junger Leute, die sich über alle Tage hinweg sehr engagiert, talentiert und begeisterungsfähig erwiesen, freute sich Susann Wilms über den Erfolg ihrer Aktion, bei der die Kinder erleben konnten, "dass Kunst Freiraum bietet, viele Möglichkeiten schafft und Spaß macht." Es sei eine wertvolle Erfahrung, dass aus alten Dingen tolle neue Produkte entstehen können. Für die Entwicklung der Kinder sei nicht zuletzt die Erfahrung vorteilhaft, die man als Teil einer Gruppe macht, die auf gegenseitige Unterstützung baut.
Das fertige Produkt habe für die Kinder zwar auch eine große Bedeutung. Aber sie entdecken auch recht schnell, dass "der Weg das Ziel" bei der Kunstgestaltung ist. Unterstützt von integrierten Achtsamkeitsübungen lernen die Kinder, "ihre Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen, eigene Gefühle zu erkennen, zu verbalisieren und zu reflektieren." Das Programm im Dorfstübli habe den Jungen und Mädchen "eine schöne, sinnvolle Feriengestaltung ermöglicht." Sie wurden darin unterstützt, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Ihre Kreativität und Fantasie wurden gefördert. Und sie haben dadurch sicherlich einen weiteren Schritt zur Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins gemacht."
Badische Zeitung, 02.04.2014
LÖRRACH. Vor der Tür der Seniorenresidenz am Engelsplatz drängen sich Kinder, balgen sich, schreien; Eltern versuchen sie zu bändigen. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick vor einer Seniorenresidenz, wo es normalerweise leise zu geht. Es ist ein besonderer Tag – in den Räumen der Residenz
eröffnen die fünfzig Kinder der Grundschule Lörrach-Stetten die aktuelle Ausstellung "Kindheit".
Sie sind ruhig, so gut es eben geht bei Grundschülern. Und sie spulen routiniert ihr einstudiertes Programm ab – sogar ohne die Lehrerin, die aus verkehrstechnischen Gründen erst kommen konnte, als die Kinder ihre Lieder schon gesungen hatten. Kindheit sei vielleicht eine verrückte Idee in einer Seniorenresidenz, meint Ute Hammler, Gerontologin und Sozialarbeiterin am Seniorenzentrum St. Fridolin. Schließlich liege diese für die Bewohner des Hauses schon Jahrzehnte zurück. Und doch begleiten Bilder der Jugend und Kindheit die Menschen ein Leben lang.
Was bis zum 20. Juni in den Räumen der Seniorenresidenz zu sehen sein wird, sind eigentlich drei Ausstellungen. Da haben Bewohner des Hauses nach Erinnerungen an ihre Kindheit gesucht, haben Bilder zur Verfügung gestellt, Begebenheiten erzählt, an die sie sich gerne zurückerinnern. Ans Schlittschuhfahren im Winter, als die Zöpfe abgeschnitten wurden, an Ausflüge mit der Familie. Die Kinder der Grundschule in Stetten haben ihr Leben heute in Collagen gefasst und der Kindheit von früher gegenüber gestellt. Als drittes haben sich vier Künstlerinnen und ein Künstler ihrerseits mit dem Thema Kindheit auseinandergesetzt. Kindheit geschieht im
Großen wie im Kleinen. So sind auch die Kunstwerke lebensgroß und bilderbuchklein, nachdenklich oder strahlend, poetisch oder ganz schön poppig.
Das strahlendste Kunstwerk schuf Astrid Eichin. Am Ende des Flurs leuchtet ein goldener Kimono. Es ist so Astrid Eichin, eine "Glückshaut". Sie hat sie selbst gehäkelt aus goldenem Garn. In diese Glückshaut hat sie kleine Glasröhrchen gesteckt, in welchen Glücksmomente enthalten sind. Kinder der Pestalozzi-Schule hat sie nach ihren Glücksmomenten gefragt und diese dann zusammengerollt in die Röhrchen gesteckt. Die Bilder von Rolf Jekal erinnern an Bilderbücher aus längst
vergangenen Tagen. Mit warmen Farben hat der Künstler poetische Oasen geschaffen, Traumwelten, die um die Wirklichkeit wissen, aber sich zu träumen erlauben.
Auch Barbara Rudas Bilder kommen über das Bilderbuchformat nicht hinaus. Auch wenn das Mädchen mit der knallroten Kirsche am Ohr doch recht verträumt in die Welt hinaus schaut, hat die Fotografin mit ihren digital bearbeiteten Bildern die Kindheit in Pop-Art-Manier interpretiert. Beim Bild "Erdbeerzeit" zum Beispiel reicht die erdbeerrote Zunge eines Jungen über den ganzen Zaun hinunter aufs Erdbeerfeld. Surreal poppig, eine witzig hintersinnige Interpretation von kindlichem Begehren und frühsommerlicher Freude.
Beate Fahrnländer hat mit den Bewohner des Hauses gesprochen, hat sich Geschichten über Kindheitsfotografien erzählen lassen und daraus großformatige, expressionistische Bilder geschaffen, voller Dynamik aber auch voller Nachdenklichkeit.
Nachdenklich sind auch die Bilder von Julia Moll-Rakus. Das Mädchen das ganz verträumt am Betrachter vorbeischaut, gleich zu Beginn. Sie hat die innigen,
selbstvergessenen Augenblicke der Kindheit eingefangen, ebenfalls in großformatigen Bildern.
Eine gelungene Ausstellung, die zur Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit einlädt.
Die Ausstellung in der Seniorenresidenz am Engelplatz ist bis zum 20. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch von 10-bis 12 Uhr. Fr., Sa. und So. von 15 bis 17 Uhr
Die Oberbadische, 07.11.2013
"Von Willi Vogl Lörrach. „Übergänge: fließend“. Unter diesem Motto haben sich die Künstler Sonia Ilios, Julia Moll-Rakus, Fernando van Geeteruyen und Vildan Weckbach zu einer gemeinsamen Ausstellung in der Lörracher Galerie „Ars Nova“ zusammengefunden. So allgemein das Motto gehalten ist, so vielfältig sind die Ausdrucksmedien der vier Künstler: Malerei, Fotografie, Video und Rauminstallation.
Vildan Weckbach berührt mit ihrer Kamera Menschen und wünscht sich, „dass sie sich in ihrer Arbeit wiederfinden und spüren“. Sie möchte über das Menschsein erzählen. Dabei nutzt sie für ihre Porträts zwischen plakativer Inszenierung und scheinbarer Beiläufigkeit das Stop-Motion-Verfahren und münzbetriebene Fotoautomaten.
Jeweils 100 herausgerissene Seiten von zentralen Büchern der fünf Weltreligionen bilden für Fernando van Geeteruyen die haptische Grundlage seiner aktuell entstandenen Rauminstallation. Aus den Seiten faltete er 500 tierähnliche Figuren und ordnet sie in barocken Schnörkeln an. Solche Faltarbeiten hat er bereits als Kind gemacht. Die Prozession der Religionstierchen eröffnet beim Betrachter möglicherweise einen Raum für eigene Gedanken zum Thema: Vordergründig naiv bis gesellschaftskritisch provozierend.
Nachdenklichkeit, Einfühlsamkeit, Vergänglichkeit, Wahrnehmung und Toleranz sind die Themen der Malerin Julia Moll-Rakus. Behutsam unterstreichen Braun- und Rosatöne den Symbolgehalt ihrer lebensentliehenen Motive. Ein fantasievoller zeichnerischer Fokus und kommentierende Figürlichkeit schaffen eine labile Balance zwischen Bildaussage und technischer Ausführung. Ihre großformatigen Bilder verführen zum Verweilen.
Die Bilder von Sonia Ilios spannen einen weiten Bogen zwischen Dekor und Provokation. Beim bloßen Betrachten vieler ihrer Bilder mag man etwa an einen Sonnenuntergang am Strand denken. Beim Lesen der Titel wie „Nur 4 Prozent“ ist man irritiert. Hier hat Ilios die Farbpalette aller europäischen Flaggen durch die Symbolfarbe Europas übermalt. Spätestens nach dieser Erläuterung durch die politisch motivierte Malerin stellt sich der Betrachter Fragen nach dem Mitteilungswert, der Funktion der gewählten Mittel oder dem Verhältnis von Botschaft und Ausführung in ihren Bildern.
In der Serie „Helden“ findet sich neben mythologischen Figuren wie Achilles und Lancelot mit Edward Snowden eine derzeit höchst lebendige. Durch die angedeutete Gegenständlichkeit erhält der Betrachter die Chance, wenigstens die Lösungsrichtung des Bilderrätsels zu erhaschen: Der ehemalige Sicherheitsspezialist Snowden ist durch die Grafik des Binären Codes dargestellt. Wer die Ausdruckscodes der vier Künstler knacken möchte, kann dies vom 11. November bis 29. Dezember probieren."
Badische Zeitung, 07.11. und 12.11.2013
Auszug aus dem Bericht der Badischen Zeitung vom 12.11.2013 von Barbara Ruda:
"...[..]... In Julia Moll-Rakus künstlerischem Schaffen sind die Themen Zeit und Vergänglichkeit, also ständiger Fluss und ständiger Übergang, immer präsent. Mittels ihres Hauptmotivs, des Menschen, zeigt sie die Lebensspanne als Übergänge eines Individuums und stellt bewusst dem gängigen heutigen Schönheitsideal die Jahrtausende alte Figur der Venus von Willendorf gegenüber oder dem Tod, der schon im Hintergrund wartet, wie zum Trost einen Baum mit seinen Jahresringen oder die Geburt von neuen Gedanken. Dem Betrachter wird klar, dass sich die Lebensumstände jederzeit und auch plötzlich ändern können. So kann es für die Künstlerin auch eines Tages nötig sein, ihren Stil – Julia Moll-Rakus hegt besondere Vorlieben für das Figürliche, für Schriften und für warme Farben in verhaltenen Braun- und Rosatönen und legt gerne eine Betonung auf das Zeichnerische – über Bord zu werfen. Das Unvorhergesehene, das den Wandel bringen und ermöglichen kann, bindet sie mit einem roten Faden in all ihre Werke ein.
– Übergänge fließend: bis 29. Dezember, Galerie Ars Nova, Weinbrennerstraße 2a, Lörrach, Öffnungszeiten: Donnerstag/Freitag jeweils 12 bis 17 Uhr, Sonntag (Künstlertag) 14 bis 17 Uhr
Badische Zeitung, 26.10.2013
"Aus einer Fingerübung wird ein kraftvolles Bild
Julia Moll-Rakus lässt sich nicht auf Stil oder Material festlegen, nur der rote Faden ist in jedem Bild enthalten
von unserer Mitarbeiterin Barbara Ruda
LÖRRACH. Kultur und soziales Engagement begegnen sich bei der Aktion "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen". Rund 30 Künstler aus der Region stellen Arbeiten zur Verfügung.
Am 16. November werden alle Arbeiten in der Volksbank Dreiländereck (Hauptstelle Lörrach, Tumringer Straße) versteigert oder direkt oder in einer Ausstellung zum direkten Kauf angeboten.Dreißig Prozent des Erlöses gehen an die BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen". Schon vorab stellt die Badische Zeitung im Blatt und im Internet die Teilnehmer in einer Serie vor – ein Querschnitt des aktuellen Kunstschaffens im Raum Lörrach. Heute: Julia Moll-Rakus.
Der Beitrag zur Auktion:
Das Bild wäre wohl nie gemalt worden, hätte Julia Moll-Rakus nicht ein anderes, das sie ursprünglich in die Auktion geben wollte, so lange – wie sie es nennt – "verschlimmbessert", bis es im Mülleimer landete. So sei es eben manchmal, lacht die Künstlerin: Man wolle nur noch eine letzte Kleinigkeit hinzufügen oder verbessern, und prompt habe man das, woran man tagelang gearbeitet habe, in einer Minute zunichte gemacht. Die Malerei wäre aber ein trostloses Unterfangen, wenn es nicht mindestens genauso oft umgekehrt passiere: Dass man vielleicht gar nichts erwartet und nur mal etwas ausprobieren will, und auf einmal gelingt mit flottem Strich und leichter Hand ein Bild, das man – hätte man es darauf angelegt – so nie hinbekommen hätte. Zu dieser Sorte zählt Julia Moll-Rakus auch den Akt mit dem roten Tuch, der zunächst nur als Fingerübung geplant war – ähnlich wie eine Etüde für einen Pianisten. Und nun hat er mehr Ausdruck und Kraft, als wenn sie stundenlang daran "herumgedoktert" hätte. Das ist auch das, was die Malerei für die Künstlerin so spannend macht. Sie überrasche sich immer wieder selbst, sowohl negativ als auch positiv.
Aus der Werkstatt:
An der Wand eine alte, lebensgroße Skelettstudie aus dem Anatomieunterricht der Kunstgewerbeschule, sowie Zeichnungen und Skizzen, daneben eine Tür voller Kunstpostkarten von Julia Moll-Rakus' geliebten Museumsbesuchen. Auf dem Fensterbrett etwa ein Dutzend Tontöpfe mit Pinseln, Stiften, Schreibfedern und sonstigen Utensilien, ein alter Plattenspieler, eine Nähmaschine, ein Computer, stapelweise Papier, Leinwände und Bilderrahmen in allen möglichen Größen, eine originalgetreue Replik der Venus von Willendorf, ein lebensgroßer Tonkopf, für den ihre Tochter mal Modell saß, Ordner mit Fotos und Entwürfen von den letzten Auftragsarbeiten, noch mehr Ordner mit Fotos von ihren Kindern, eine Staffelei, unzählige Farbtuben und -flaschen, ein Totenschädel für Kopfstudien und nicht zuletzt Bücher, Bücher und nochmal Bücher – die meisten zum Thema Kunst. So sieht es derzeit in Julia Moll-Rakus’ Atelier aus, und in gewisser Hinsicht, lässt die Künstlerin wissen, sei das auch ihre Art zu arbeiten. Festlegen mag sie sich nicht gerne – weder auf eine bestimmte Technik, noch auf ein bestimmtes Material. Nur der rote Baumwollfaden, den sie in all ihre Bilder mit einstickt oder -näht, der ist immer dabei.
Der Einzelne für die Gesellschaft:
Julia Moll-Rakus verweist auf den alten alemannischen Spruch: "Vo riiche Lüt lernsch ’s Spare" und meint: "Da mag ja schon was dran sein, aber Gott sei Dank sind nicht alle so. Denn immer nur zu raffen und an sich selbst zu denken – das kann’s nicht sein." Der Mensch sei ein soziales Wesen, und er tue gut daran, wenn er freigiebig ist. Denn irgendwo komme es doch wieder zurück. Allein das Wissen, dass man anderen eine Freude gemacht habe – und sei es auch ganz anonym –, wärme einem doch selbst das Herz auf unvergleichliche Weise.
Die Verbindung zur BZ-Auktion:
Julia Moll-Rakus kann sich noch gut daran erinnern, als der Lörracher BZ-Redaktionsleiter Willi Adam den Künstlern die Idee zu dieser Aktion unterbreitete. Es habe auch skeptische Stimmen gegeben – wie man das organisatorisch bewerkstelligen wolle und ob das alles überhaupt funktionieren würde. Nun, im vierten Jahr danach, sehe man: Es funktioniert prächtig. Die Künstlerin hält das für eine klassische Win-win-Situation, bei der alle etwas davon haben: die Bedürftigen, die Künstler, die Käufer. Die Auktion selbst ist ihr zwar manchmal fast zu aufregend, aber sie habe dabei schon so nette Leute kennengelernt. "Allein dafür hat es sich für mich gelohnt."
Werk in der Auktion: "Akt mit rotem Tuch", Acryl auf Papier und roter Faden, ca. 70 x 50 cm, inkl. Passepartout und Holzrahmen. Mindestgebot: 400 Euro"
Badische Zeitung, 29.11.2012
Der "rote Faden" im Werk
ZUM ERSTEN, ZUM ZWEITEN, ZUM HELFEN: Für Julia Moll-Rakus liegt der Reiz im halb Verborgenen.
LÖRRACH. Bildende Künstler unterstützen auch in diesem Jahr die BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen". Im Rahmen von "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen" stellen sie Werke zur Verfügung, die am 1. Dezember versteigert werden. Dreißig Prozent des Auktionserlöses gehen an die BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen". Bis zur Auktion stellen sich die Künstler vor: heute Julia Moll-Rakus.
Mein künstlerisches Schaffen
Nicht alle, aber die meisten meiner Bilder handeln von Menschen. Wie sie sich selbst sehen. Wie sie die anderen sehen. Wie sie von den anderen gesehen werden. Wahrnehmung - ein ganz großes Thema. Darin eingebunden: Toleranz. Was empfinden wir als schön, als normal, als richtig und warum empfinden wir so?
Was tun, wenn man einerseits das Schöne liebt, diese Haltung zugleich aber als oberflächlich empfindet? Das beschäftigt mich immer wieder, eine befriedigende Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Die Technik beziehungsweise das Material ist bei mir eher zweitrangig; das Wesentliche ist für mich die Zeichnung selbst, ihre Idee, ihr Ausdruck. Sie allein muss ein Bild tragen können; wenn sie nichts taugt, dann nützen auch die tollsten Techniken und ausgefallensten Materialien nichts, finde ich. Immerhin habe ich 2010 begonnen, in jedes neue Bild irgendwo einen roten Baumwollfaden einzunähen - so ist zumindest ein gleichbleibendes Material gewährleistet, für all diejenigen, denen das wichtig ist. Dann kann auch niemand behaupten, ich hätte keinen "roten Faden" in meinem Werk. Manche mögen das vielleicht für eine alberne Trotzreaktion halten, weil mir diese typische Vermarktung von Kunst auf den Geist geht. Dazu kann ich nur sagen: Stimmt.
(Mehr darüber unter 'Statement - der Rote Faden' auf meiner Website http://www.jumora.de
Mein Beitrag für die Auktion
Das Bild, dass ich in die Versteigerung gebe, gehört nicht zu der Sorte Kunst, die sich einmischt, obwohl ich grundsätzlich schon der Ansicht bin, dass Kunst über das Dekorative hinaus gehen sollte. Wie gesagt, ich kämpfe da immer ein bisschen mit mir, aber bei diesem Bild bin ich eindeutig schwach geworden, man möge mir verzeihen. Ein wohlgeformter Frauenkörper, teilweise verborgen hinter roten Schleiern, das ist alles. Kein Hinweis auf irgendeinen progressiven Inhalt, nichts Dramatisches, was sich hineindeuten ließe. Außer vielleicht einer winzigen Brise Melancholie. Und selbst die hat sich eher unabsichtlich eingeschlichen, wie so oft in meinen Bildern. Mich lockte der Kontrast zwischen dem Weiß und dem Rot, und die faszinierende Bestätigung einer alten Binsenweisheit, nämlich um wieviel reizvoller etwas doch wirkt, wenn es nicht völlig sichtbar, sondern (noch) halb im Verborgenen liegt. Vielleicht schaffe ich es ja in der Zukunft, weniger schöne junge Frauen zu zeichnen, und dafür mehr hässliche alte Männer. Mal sehen. Ich werde mir Mühe geben. Dieses Mal ist halt noch so eine Schöne dran.
Warum sich Kunst einmischen sollte
Ist das denn die Aufgabe der Kunst: Sich einzumischen? Ich finde: Sie darf, aber sie muss nicht. Natürlich, sie sollte eine Seele haben, aber die kann sich auch auf andere Art offenbaren. Kunst kann auch einfach "nur" erfreuen. Oder trösten. Oder überraschen. Oder verwirren. Es gibt so vieles, was sie kann. Sicher auch einmischen im Sinne von aufrütteln und den-Finger-in-die-Wunde-legen. Aber wenn, dann aus freien Stücken, und nicht aus einem Zwang heraus. Darüber ließe sich sicher noch länger philosophieren.... Warum nicht vor Ort? Am 1. Dezember in der Volksbank. So viele Künstler zum Fragen und Diskutieren hat man selten auf einem Fleck. Ich bin jedenfalls bereit. Wer mich mit mit Kunstthemen vollquasseln will - nur zu! Ich liebe es.
Warum ich bei der Aktion mitmache
Ich fürchte, die wenigsten Künstler sind in der finanziellen Lage, großartig Spenden zu tätigen; nicht umsonst spricht man von der "brotlosen Kunst". Darum bin ich dankbar, dass wir hier die Möglichkeit haben, notleidende Menschen eben auf unsere Art zu unterstützen. Außerdem begrüße ich es sehr, dass auf diesem Wege die Bildende Kunst in Lörrach wieder etwas in den Vordergrund rückt. Das ist nun schon das dritte Jahr, dass ich bei dieser Aktion mitmache, und ich bin immer wieder fasziniert und überrascht von der Vielfalt der Werke und der Leidenschaft mit der die jeweiligen Künstler und Künstlerinnen ihrer Arbeit nachgehen. Nun kommt es auf das Publikum an. Darauf, dass sich Menschen finden, die die den Wert von Originalen zu schätzen wissen, die sich mit dem, was alle haben, nicht oder nicht mehr zufrieden geben wollen, die sich in eines der vorgestellten Bilder verlieben und sagen: Ja, das ist es mir wert. Das will ich haben.
Werk in der Auktion: "Ein offenes Geheimnis", 2010, Mischtechnik mit rotem Faden, 21 x 15 Zentimenter, inklusive Rahmen und Passepartout, Mindestgebot 250 Euro
ZUR KÜNSTLERIN: JULIA MOLL-RAKUS
1967 in Basel geboren, besuchte Julia Moll-Rakus von 1985 bis 86 den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule, Basel. Als sie 19 Jahre alt war (1986) fand ihre erste Einzelausstellung im Lörracher Rathaus statt. 1986 und 87 nahm sie an der Basiserweitererungsklasse Kunstgewerbeschule, Basel teil. 1988 bis 1996 folgten Ausbildung und Beruf als Textilmustergestalterin in der Firma KBC, Lörrach, nebenher Abendkurse an der SfG Basel in Anatomie, Akt, Computergrafik, Illustration, Kalligrafie, Kopfzeichnen, Kunstgeschichte, Naturstudien. 1990/92/94 hielt sich Julia Moll-Rakus jeweils im Rahmen eines Hilfsprojekts für mehrere Wochen in Tanzania auf. Sie nahm an Ausstellungen teil, etwa in Basel, Lörrach und Gottenheim.
Die Oberbadische, 21.07.2012
Seelenverwandte Interpretationen - "Bild vom Bild" im Museum am Burghof: 33 Künstler des VBK Lörrach stellen aus
Von Gabriele Hauger Lörrach.
"Ob Kunstschaffender oder Betrachter: Wohl jeder Mensch ist beeinflusst, vielleicht auch begeistert von Motiven der Kunstgeschichte, die vielfach reproduziert, verfremdet und kopiert werden. Unter dem Titel "Bild vom Bild" hat der Verein Bildende Kunst Lörrach (VBK) nun im Museum am Burghof eine Ausstellung konzipiert, die sich dem Thema widmet. 59 Werke von 33 Künstlern wurden von den drei Kuratorinnen Nana von Wolff, Gabriele Menzer und Sigrid Schaub ausgewählt. Eingebracht haben die Kunstschaffenden dabei ihre ganz eigenen Sichtweisen von einem Werk aus der Kunstgeschichte oder aber von Motiven aus den Medien. Rund 80 Prozent der im Museum am Burghof gezeigten Arbeiten in ganz unterschiedlichen Techniken beziehen sich auf Kunstgeschichtliches. Die Bandbreite der gewählten "Vorbilder" reicht von Tizian über Klee, von Egon Schiele bis Raffael, von Vermeer bis Max Ernst. Die Herangehensweise der Künstler ist dabei ganz unterschiedlich. Mal wird mit anderer Technik sozusagen abgemalt, ein anderes Mal verfremdet oder interpretiert, oder es werden Assoziationen zu einem Bildmotiv umgesetzt. So zum Beispiel in Jürgen Unselds breitformatigem Ölgemälde "Die Einsamkeit des Künstlers", das sich auf das berühmte Spitzweg-Bild vom einsamen Poeten bezieht und dieses auch als kleines Zitat einbringt, ansonsten aber Gedanken und Gefühlen zum Künstlerdasein freien Lauf lässt. Trotz der Vielfalt der Werke ist es den Kuratorinnen gelungen, die Schau luftig zu präsentieren und den jeweiligen Künstlern eigene Räume zu schaffen, "so dass der Blick Ruhe hat", formuliert es die Vorsitzende des VBK, Marga Golz. Zur Orientierung des Betrachters hängt neben jedem Bild eine kleine Reproduktion mit Titel, auf die sich das Werk bezieht. Es sind vielfach existenzielle Themen, die von den Kunstschaffenden aufgegriffen wurden, Seelenverwandtschaften werden augenscheinlich. Der Vergleich zum "Vorbild" erlaubt spannende Einblicke in die Art und Weise, mit der sich der jeweilige Künstler einem Thema annähert. Entstanden ist Originelles, Witziges, Amüsantes und auch beeindruckend perfekte handwerkliche Vorgehensweise. Marga Golz zeigt erstmals ihre Version des berühmten Bildes "Gabrielle und eine ihrer Schwestern" von 1594, auf dem eine nackte Frau der anderen an die Brust fasst. Eine Art Schwangerschaftstest stelle diese Szene dar, so Marga Golz. Sie macht daraus "37 Grad am Morgen", eine klar lesbare Anspielung auf den ewigen Zyklus von Eisprung, Schwangerschaft und Geburt. Sonia Ilios bezieht sich unter anderem auf Tizian und malt in Acryl-Mischtechnik ihre stark strukturierte Interpretation, in die sie auch eine Fotografie oder eine kleine Version des Originals einbaut. Erika Rezek bringt originalgetreu, allerdings mit farbigen Stiften gezeichnet, ein Selbstporträt von Egon Schiele aufs Papier. Originell ist Christoph Geisels Interpretation von Paul Klees Zeichnung "Zwitschermaschine". Er macht daraus eine Skulptur aus Messing, Glas, Blech und Holz, die bei heftigen Bewegungen ins Zittern kommt. Bezug nimmt er auf das Gezwitscher " Twittern " im Internet. Max Sauk hat sein eigenes Porträt in seiner Susanna-Version untergebracht, einem Reliefbild, inspiriert von Tintoretto. Elke Aurich gehört zu den wenigen Künstlern, die sich auf Medienbilder beziehen. Sie hat Fußball- oder Motorrad-Szenen aus dem Sportteil der Tageszeitung abstrahiert. Sehr frei in Bezug auf die Themenstellung, aber sehr originell sind die von "Ha mag es" in der Form eines Schweizer Kreuzes angeordneten abgenagten Apfelbutzen, die auf Schillers Wilhelm Tell Bezug nehmen " das ist zwar Literatur, aber auch Kunst. Julia Moll-Rakes tauscht in Manets "Olympia" die Hautfarbe der beiden Protagonistinnen aus und fügt die Zeilen "I have a dream" ein " ein Plädoyer gegen Rassismus. Weitere ausstellende Künstler sind Werner Balkow, Hanna Benndorf, Bettina Bohn, Renate Brutschin, Brigitte Deindl, Cornelia Dietrich, Eloisa Florido Navarro, Konrad Grund, Paula, Helmut Hruschka, Peter Loretan, Winfried Maier, Hans Müller, Paolo Pinna, Hannelore von Priesdorff-Brack, Günter Ruf, Sylvie Sahlmann, Silvia Seifert, Erwin Stirnadel, Cordula Trefzger-Wassmer, Ilona Tripke, Helmut Waldschmitt, Bernd Warkentin und Waltraud Wuchner. Sie alle zeigen ein Spiel der Möglichkeiten, in dem jeder Künstler auch ein Stück weit seine eigene Geschichte erzählt. Dialoge, die dem Betrachter vielleicht neue Türen zum "Vorbild" öffnen. u"Vernissage: Sonntag, 22. Juli, 11 Uhr im Museum am Burghof, Lörrach (siehe auch Kulturpunkt)."
aus: SpatzZeitung/ Januar-Februart Ausgabe 2012
Von Martin Binkert
„Dieser Auftrag hat mir richtig Spass gemacht“, sagte Julia Moll-Rakus ganz spontan. „Ich hatte schon als Kind und als Jugendliche Geschichten geschrieben und illustriert und für Vereine sogar eigene kleine Zeitungen herausgegeben. Daher freute mich dieser Arbeit ganz speziell“, so die 44-jährige Künstlerin.
„Die Figur des Spatz eignet sich ausgezeichnet für eine Zeitung, denn der Spatz ist klein, kann überall sein, darf frech und keck sein. Doch zuerst musste ich mich richtig über dieses Tier ins Bild setzen“, sagt sie.
Die Lörracher Künstlerin mit Basler Wurzeln besorgte sich Vogelbücher, studierte den Aufbau und die Farben des Federkleides, machte sich Gedanken über Grösse und Proportionen dieses Vogels und formte aus Ton ein Modell, das sie je nach Perspektive in die gewünschte Richtung drehte.
„Dann fertigte ich Schwarzweiss-Skizzen an, besprach diese mit dem Auftraggeber und setzte das Ergebnis mit Tusche und Aquarellfarben um. Entgegen den ersten Skizzen wurde der Vogel kecker, frecher, abstrakter und etwas menschlicher“, so die „Spatzenmama“. Eine Besonderheit haben ihre Figuren, Augenbrauen, obwohl dies in der Natur nicht so ist. „Als Erkennungsmerkmal, und weil sich mit diesen Brauen der Gesichtsausdruck noch verfeinern lässt. Damit kann man soviel machen“, sagt sie voller Begeisterung.
Julia Moll-Rakus zeichnete auch die Porträts unserer Kolumnisten. „Porträts, Illustrationen, oder auch stilvoll gemalte Urkunden machen einen grossen Teil meiner Arbeit aus. Aber auch in der freien Malerei bleibe ich meist dem Figürlichen treu, auch wenn es da expressionistischer wird“, sagt die Mutter zweier Kinder, die neben ihrer Familie das Malen in ihrem Atelier nie aufgegeben hat. Diese Leidenschaft ist der gelernten Textilmustergestalterin und Absolventin der Kunstgewerbeschule Basel geblieben. „Ja, ich durfte sogar das Schweizer Märchenbuch „Zwerge, Riesen und Nökelmänner“ von Dr. Darius Weber mit Zeichnungen versehen. Dies gab mir für ein ganzes Jahr Arbeit.“ Eine Auswahl ihrer Arbeiten sind auf ihrer Website www.jumora.de aufgeschaltet.
Badische Zeitung, 12.09.2011
Ein "who is who" des Kunstvereins
Broschüre des Vereins Bildende Kunst stellt 28 der kunstschaffenden Mitglieder vor.
LÖRRACH (rud). Eine Wirkung nach innen und außen erzielen soll die neue Broschüre des Vereins Bildende Kunst Lörrach (VBK), in der 28 Kunstschaffende des Vereins vorgestellt werden. Die Idee, so berichtete die Vorsitzende Marga Golz beim Weihnachts-Künstlerstammtisch, habe schon Ende vergangenen Jahres im Raum gestanden.
Neben den interessanten Ausstellungen mit regional, national und international bekannten Künstlern, welche der Verein seit seiner Gründung im Jahr 2004 in und um Lörrach immer wieder zeigt, wäre auch ein Forum der anderen Art schön, das man in die Hand nehmen kann. Darin sollten diejenigen, die die Ziele des Vereins breit mittragen und ehrenamtliche unterstützen und – so Marga Golz – "gewissermaßen seine künstlerische Seele darstellen", sich und ihr Werk mit eigenen Text- (Vita, Ausstellungen, Werk und Arbeitsweise) und Bildbeiträgen präsentieren können.
Bei der Mitgliederversammlung im April wurde das Projekt diskutiert und beschlossen. Die mit nicht unerheblicher Arbeit verbundene Erstellung der jetzt vorliegenden Broschüre hat das VBK-Mitglied Julia Moll-Rakus übernommen. Die Auflage beträgt 700 Exemplare. Jeder der 28 darin vertretenen Künstler erhält 15 Stück, der Rest bleibt beim Verein und wurde dieser Tage bereits an Sponsoren und Gemeinderäte verteilt und verschickt. Die Räte müssen alle zwei Jahre über den Förderantrag des VBK entscheiden und sollen sehen, wie vielfältig und qualitativ hochstehend das künstlerische Schaffen der Vereinsmitglieder ist, von denen viele über eine fundierte künstlerische Ausbildung verfügen und sich auch über lange Zeit mit der Kunst beschäftigen. Die Badische Zeitung ist Medienpartner des Vereins.
Der Kunstverein der Stadt Lörrach ist mit mittlerweile 100 Mitgliedern ein ziemlich großer Haufen. Deshalb kann die Broschüre auch von denen als Nachschlagwerk genutzt werden, die gerne wissen möchten, was die Vereinskolleginnen und -kollegen machen. Wenn sie gut angenommen wird, und danach sieht es nach Angaben der Vorsitzenden aus, dann kann so eine Broschüre in zwei Jahren erneut herausgegeben werden. "Dann haben die beteiligten Künstler neue Werke und andere möchten vielleicht auch mitmachen", so Marga Golz.
Über die Homepage des VBK (http://www.vbk-loerrach.de können Interessenten die Broschüre anfordern.
Badische Zeitung, November 2011
Erfolg für Kunst und Hilfe
LÖRRACH (ktz). Die BZ-Kunstaktion "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen" ist auf dem besten Weg, das Schaufenster des aktuellen Kunstschaffens in Lörrach und Umgebung zu werden – und zum Treff von Kunstfreunden und Künstlern. 400 Gäste kamen am Samstag in die Volksbank Dreiländereck, wo dreißig Künstlerinnen und Künstler ausgestellt hatten – Werke, die am Abend zugunsten der BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen" versteigert wurden, und mehr. Am Ende dieses Tages standen rund 14 000 Euro Verkaufserlös zu Buche, ein toller Erfolg. Dafür haben viele zusammengewirkt. BZ-Redaktionsleiter Willi Adam, Spiritus Rector dieser Aktion, dankte den Künstlern für die "unkomplizierte Zusammenarbeit an diesem Gemeinschaftsprojekt" und der Volksbank, "die nicht nur ein guter Gastgeber war, sondern sich das Anliegen zu eigen gemacht hat". Die Aktion dient letztlich der Unterstützung notleidender Menschen. Etwa 10 000 leben im Landkreis Lörrach am oder unter dem Existenzminimum.
Die Oberbadische, 16.11.2011
Bäume: Symbole des Lebens. Neue Ausstellung in der Seniorenresidenz am Engelplatz
Badische Zeitung, 16.11.2011
Diese beiden Bilder -
sogenannte Monotypien -
hatte ich ausgestellt.
.Je nachdem,
wie man sie aufhängt,
wenden sich
die beiden Figuren entweder voneinander ab,
oder einander zu
LÖRRACH. Bei der neuen Ausstellung in der Wohnresidenz am Engelplatz ist ein wahrer "Wald" mit aus Werken von 13 Kunstschaffenden zum Thema "Bäume" entstanden. Erinnerungen und Bilder hatten Bäume auch bei den Bewohnern der Wohnanlage hervorgerufen, als Ute Hammler sie in den Mittelpunkt des Gedächtnistrainings stellte.
Da seien die mächtige Buche gewesen, die in der Kindheit als Kletterbaum diente, erzählte die Sozialarbeiterin beim Evangelischen Altenwerk an der Vernissage, oder der Apfelbaum, dessen Früchte im Herbst gemeinsam geerntet wurden, die Eiche, unter deren Krone man Schutz finden konnte, die Linde, in deren Rinde man ein kleines Herzchen und die Initialen der Liebsten ritzte.
Auch für Monika Grether bergen Bäume und Holz Kindheitserinnerungen. Die Eltern der Künstlerin hatten eine Zimmerei. Der Geruch des frischen Holzen hat ihn ihr eine große Liebe zu Bäumen entfacht, die sie in Skulpturen zum Ausdruck bringt. Julia Moll-Rakus hat einen Baum wie aus einem Märchenwald gemalt. Sie findet Bäume einfach sympathisch, weil sie schützen, wärmen und ernähren. Fotograf Dieter Brucker zeigt grafische Schwarzweiß-Fotografien von Bäumen zu verschiedenen Jahreszeiten. Gleich angesprochen fühlte sich die Malerin Ellen Moosbacher von dem Thema und zeigte sich vor allem gespannt auf die vielfältige Herangehensweise der Künstlerkollegen.
Mit zwei Radierungen ist Werner Balkow in der Ausstellung vertreten. Für ihn sind Bäume Zeichen unbändigen Lebens und in ihrer naturgegebenen Form unvergleichlich beeindruckend. Sigrid Schaub weist mit Zeichnungen und Objektkästen auf die Schönheit und Vielfalt der heimischen Natur hin. Für Gabriele Menzer ist der Baum seit Jahrzehnten ein Hauptmotiv ihrer künstlerischen Arbeit, sei es als Abbild ihrer selbst oder als Symbol für die menschliche Gestalt. Dina Rosas ist fasziniert von den Energien eines Baumes. Sein Rhythmus entspreche dem Leben eines Menschen, und das hat sie in ihrem großformatigen Gemälde symbolisch umgewandelt.
Auch für Rolf Jekal sind Bäume ein Sinnbild für das Werden und Vergehen, aber auch für die Schönheit des Lebens. Helmut Vogt bewundert die Anpassungsfähigkeit der Bäume und ist fasziniert, wo und wie sie wachsen. Die bizarren Baumformen haben es Cordula Trefger-Waßmer angetan, vor allem aber ihre mächtige Erscheinung. Durch große farbintensive Motive möchte Sarah Mross anregen, Bäume zu schützen. Auch Brigitte Deindl zeigt Baumbilder.
Martin Dörflinger von der Schreinerei Faktor 3 hat für die Ausstellung einen Baum im Foyer der Wohnresidenz wachsen lassen. Johannes Mross umrahmte die Vernissage am Klavier.
bis 5. Januar, mittwochs 10 bis 12, Freitag bis Sonntag jeweils 15 bis 17 Uhr
Badische Zeitung, 12. November 2011
LÖRRACH. Zwei Dutzend Künstler beteiligen sich an der Aktion "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen" zugunsten der BZ-Weihnachtshilfe. Sie stellen Arbeiten zur Verfügung, die am 19. November bei einer Veranstaltung in der Volksbank verkauft oder versteigert werden. Die BZ stellt die Künstler vor, heute Julia Moll-Rakus.
Ohne je einen Plan B gehabt zu haben, bewarb sich Julia Moll-Rakus als sie 18 Jahre alt war, für die Kunstgewerbeschule in Basel - wohl wissend, dass die Aufnahmequote seinerzeit bei bloß 25 Prozent lag. Wie sie erzählt, hatte sie schon gemalt, seit sie denken konnte und etwa in der Grundschule heimlich ihre Lehrer porträtiert. Das mit der Schule in Basel klappte dann auch.
Nach einigen Semestern machte sie erst einmal eine Lehre als Textilmustergestalterin bei der KBC – eine abgeschlossene Lehre war damals noch Aufnahmevoraussetzung für die Malfachklasse an der Kunstgewerbeschule Basel – und blieb dort hängen. Bis ihre beiden Kinder kamen, entwarf Julia Moll-Rakus Bettwäsche und Damenoberbekleidung. Gemalt habe sie indes immer, und auch zur Schule für Gestaltung in Basel kehrte sie wieder zurück - zum einen, weil sie der Meinung ist, man könne immer dazu lernen, und zum anderen, weil das gemeinsame Arbeiten mit anderen Künstlern etwas in Gang setze, was man alleine im Atelier nur schwer bekommen kann.
Sie beneide manchmal die Musiker für die Möglichkeit der Jam Session. Künstler sei man immer alleine, so Julia Moll-Rakus. Um sich nicht so zu fühlen, schalten sie, wenn sie nachts in ihrem Atelier arbeitet – so zwischen 22 und 1.30 Uhr ist ihre liebste Zeit, weil sie dann sicher sein kann, nicht gestört zu werden – manchmal sogar das Radio an. Über ihre Arbeitsweise erzählt die Künstlerin, dass es immer seine Zeit dauere, bis sie endlich mal anfange. Die berühmte Angst des Malers vor der weißen Leinwand lässt sie erst einmal rumtrödeln, nochmal in einem ihrer über hundert Kunstbücher blättern oder aufräumen. Aber wenn sie dann endlich loslegt, arbeitet sie absolut konzentriert und mit einer Disziplin, die man ihr, wie sie meint, bestimmt nicht zutraut.
In Stimmung bringt sich Julia Moll-Rakus mit Musik, das ist ganz wichtig. Deswegen stehen ein alter Plattenspieler und ein CD-Player im Atelier. Für jedes Bild wählt sie die Musik aus, die dazu passt. Das kann Jazz sein (Nat King Cole, mit dem läuft es zurzeit am besten), Klassik (Luciano Pavarotti), das können aber auch französische Chansons, altmodische Schnulzen oder irgendwelche Südsee-Hula-Lieder sein. "Je expressiver das Bild, desto wilder die Musik", hat sie festgestellt. Manchmal legt sie etwas auf, das sie beim Malen dann doch einengt. Vor einiger Zeit hat die Künstlerin angefangen, einen roten Faden durch ihre Bilder zu ziehen – gewissermaßen als Rebellion gegen den Zwang, einer bestimmten Linie treu bleiben zu müssen, um besser vermarktet werden zu können. Ihr Repertoire sei nunmal ziemlich groß, und sie habe keine Lust, Fließbandkunst zu produzieren oder ihre Phantasie zu drosseln. "Bis auf Weiteres ist darum dieser rote Faden mein einziges Zugeständnis auf eindeutige Widererkennbarkeit, aber seit ich ihn benutze, ist mein Werk seltsamerweise von sich aus homogener geworden", erläutert Julia Moll-Rakus. Dennoch möchte sie ihn beibehalten, weil er ihr die Freiheit lässt, vielleicht doch mal etwas anderes zu machen. Der rote Faden habe etwas Eigenständiges, sei ihre innere Stimme, ihr zweites Ich. Manchmal sei er im Einklang mit ihren Bildern, unterstütze ihre Aussage, manchmal sei er auch rebellisch und stelle sie in Frage. Die Künstlerin mag das und lässt sich überraschen, was sich daraus noch alles entwickelt, zu sehen auf http://www.jumora.de
Die Figur auf dem Bild, das sie in die BZ-Kunstauktion gibt, ein weiblicher Akt, hält die Fäden in der Hand. Aber was sie letztlich daraus macht? "Wer weiß", sagt Julia Moll-Rakus. Neben der Malerei, Haushalt und Büro ist sie unglaublich gerne Mutter - und leidenschaftliche Entenfahrerin. Ihr 2CV sei schon ein echter Oldtimer, berichtet sie. Sie fahre mit ihm immer nur so weit, wie sie in einem Tag zurücklaufen könne. Den "Döschwo" anzumalen sei auch so ein Projekt, das schon lange anstehe. Allein, es fehlt die Zeit für alles, denn auch das Schreiben ist eine Leidenschaft von ihr – und zwar sowohl von der Form (Kalligrafie) als auch vom Inhalt (Lyrik oder Essays) her. Sie liest gerne, und gestaltet seit 1998 jährlich die "Drochehüüler"-Urkunde für die Narrenzunft Lörrach. Das Hobby Theater hat sie dagegen schon aufgeben müssen.
Julia Moll-Rakus: "die Fäden in der Hand", Tempera und roter Faden, 50 x 40 cm, 2011, Mindestpreis: 210 Euro (mit Holzrahmen)
Badische Zeitung, 17.11.2010
"Manchmal drängt es Julia Moll-Rakus, große Bilder mit breitem Pinsel zu malen, manchmal arbeitet sie lieber klein und filigran. Ihr Repertoire ist ziemlich facettenreich, denn sie will sich nicht festlegen lassen. Außerdem hat sie als ausgebildete Textilmustergestalterin in der KBC viele Techniken erlernt, weil sie sich dort an die Wünsche der Kunden und an enge Vorgaben halten musste. Ihr Können steht auf fester Basis. Bevor sie im Alter von nur 19 Jahren eine Ausstellung im Lörracher Rathaus machen durfte, hatte sie 1985 bis 1986 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel besucht, danach die Basiserweiterungsklasse und bis heute Abendkurse für Naturstudien, Akt- und Kopfzeichnen, Kalligraphie, Illustration und Computergrafik.
Nur abstrakt wird Julia Moll-Rakus nicht malen, weil der Mensch ihr Thema ist, quasi der rote Faden in ihrer Kunst. Gefühl und Wesen in ihren Werken einzufangen sieht sie als größte Herausforderung an. Über die Menschen, die ihr begegnet sind, macht sie sich viele Gedanken, und so klar ihr auch von Klein auf war, Malen zum Beruf machen zu wollen, so hätte es eine einzige weitere Option gegeben, nämlich die, Verhaltensforscherin zu werden. Die Frage "Was macht uns zu dem, was wir sind?" bewegt die zweifache Mutter, die auch erfolgreich Lyrik schreibt, zeitlebens.
2005 beteiligte sie sich an der Ausschreibung zur Illustration des Märchenbuchs "Zwerge, Riesen und Nökelmänner" von Darius Weber und wurde unter 80 Bewerbern ausgewählt. "Das war eine schöne Arbeit", schwärmt sie. Ein ganzes Jahr lang hatte sie Zeit dafür und außerdem ließ man ihr völlig freie Hand.
Als junge Frau ist Julia Moll-Rakus im Rahmen eines Hilfsprojekts drei Mal nach Tansania gereist. Dies hat sie sehr geprägt. Dort in Afrika hat sie auch die Entdeckung gemacht, dass es überall auf der Welt die gleichen Menschentypen gibt, den Clown etwa oder den Griesgram.
Viele Menschen in Tansania hat sie nur einmal gesehen – auch ein fünfjähriges Mädchen, das, obwohl so klein, Anmut ausstrahlte und in sich selbst ruhte. "Habeenah" habe ein anderes Mädchen es gerufen. In dem Werk, das in der Volksbank versteigert wird, hat Julia Moll-Rakus es imaginiert, als Erinnerung und Vision zugleich.
Julia Moll-Rakus: "Was wurde aus Habeenah?", 50 x 100 Zentimeter, Öl auf Leinwand, roter Faden, Mindestangebot 400 Euro
Alle Künstlerporträts und alle angebotenen Kunstwerke im Internet unter http://www.badische-zeitung.de/kunstaktion. Dort können über die Artikel-Kommentare auch schon erste – unverbindliche – Angebote abgegeben werden."
Die Oberbadische, 18.09.2010
Die Oberbadische, August 2009
von Stefanie Funkat
Lörrach. Auf dem Tisch vor ihr stehen Tontöpfe mit unzähligen Pinseln, Blei- oder Kohlestiften. An der Wand: Illustrationen, Aktzeichnungen und lebensgroße anatomische Darstellungen.
Dass sie eine kreative Ader hat, wusste Julia Moll-Rakus schon immer. Dem Schreiben von Gedichten hatte sie allerdings nie eine so große Bedeutung beigemessen. Um so überraschender kam für die Lörracherin die Nachricht, dass sie beim Jokers Lyrik-Preis 2009 - einem großen deutschsprachigen Poesiewettbewerb - den vierten platz erzielte. Aus rund 7500 eingesandten Texten wurde ihr Gedicht "Der Schlüssel" mit einem Preis geehrt und im Lyrik-Band "Schreibend träumen wir uns wieder" veröffentlicht. "Das Schreiben ist eigentlich gar nicht ihr Metier", erzählte sie. Zu Hause fühle sie sich in der Welt des Zeichnens und dies schon seit ihrer Kindheit.
Geboren ist die heute 42-Jährige in Basel und wuchs mit ihrer Schwester und ihrem Bruder in Lörrach auf. Nach der Schule machte sie ihr Hobby zum Beruf und absolvierte eine Ausbildung zur Textilmustergestalterin bei der KBC. Etwa zur gleichen Zeit lernte sie auch ihren heutigen Mann kennen, mit dem sie zwei Kinder hat. Auch wenn sie schon lange nicht mehr als Textilmustergestalterin arbeitet, ist das Zeichnen immer noch präsent. "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht zeichne oder male" erzählt sie. Ihr Talent hat sie durch verschiedene Kurse an der Schule für Gestaltung in Basel vertieft.
Gerne erinnert sich Moll-Rakus auch an ein Hilfsprojekt in Tansania zurück, bei dem sie beim Aufbau eines Kommunikationszentrums mitwirkte. "Hier hatte ich neben der Arbeit auch das Glück, einen Massai-Häuptling zeichnen zu können". Geprägt von diesen Erfahrung, hängen auch heute noch einige afrikanische Motive in ihrer Wohnung.
Ihr Talent für das Zeichnen, konnte sie bereits mit 19 Jahren bei ihrer ersten eigenen Ausstellung im Rathaus unter Beweis stellen. Auch gewann sie eine Ausschreibung für die Illustration des Kinderbuches "Zwergen, Riesen, Nökelmänner" des Schweizer Autors Dr. Darius Weber.
Gedichtet habe sie eigentlich immer nur, wenn sie etwas bewegt habe, schilderte sie. Und so kam es auch zu dem Gedicht "Der Schlüssel", welches sie ihrem an Autismus erkrankten Bruder widmete. Ihre Gefühle beschreibt sie mit der Suche nach dem Schlüssel zu seiner Welt: "Du lebst in deiner eignen Welt und zwischen uns ein eisern Tor, wie gerne drückt ich da den Knauf und schlösse diese Türe auf, doch sie bleibt zu und wir davor", heißt es in einer Strophe.
Die Krankheit ihres Bruder habe sie geprägt - sensibler sei sie geworden. "Vielleicht hätte ich ohne diese Erfahrungen gar nicht so ein Talent für das Zeichnen und Schreiben entwickeln können", sagte sie nachdenklich.
Badische Zeitung, August 2009
Erfolgreiche Lyrikerin aus Lörrach
Lörrach. Julia Moll-Rakus aus Lörrach hat mit ihrem Gedicht "Der Schlüssel" einen beachtlichen vierten Platz beim Gedichtwettbewerb Jokers Lyrik-Preis 2009 erreicht. 7500 Texte waren eingesandt worden. Das Gedicht der Lörracherin ist zudem im Lyrik-Band "Schreibend träumen wir uns wieder" abgedruckt (zu beziehen über www.jokers.de).