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  • AutorenbildJumora

Akt mit rotem Tuch

"Akt mit rotem Tuch", Mischtechnik 70 x 50cm,


Gemälde einer jungen Frau, die ein rotes Tuch wie ein Gewand an sich hält
Akt mit rotem Tuch


Dieses Bild habe ich 2013 für die A(u)ktion der Badischen Zeitung "Hilfe zum Helfen" gemalt, wo es dann auch ersteigert wurde, d.h. ich habe heute nur noch dieses Foto davon.


Ich habe früher sehr viele Aktbilder gemalt, meistens Frauen, einfach weil mir das lag und ich nie darüber nachgedacht hatte. Heute bin da ich kritischer.


Die Guerilla-Girls, eine anonyme, feministische Künstlergruppe aus New York stellte schon 1985 fest, dass im Metropolitan Art Museum weniger als 4% aller ausgestellten Werke von Frauen stammen, der Anteil weiblicher Aktbilder aber über 86% beträgt. Daher fragten sie provokant, ob Frauen eigentlich nackt sein müssen, damit sie auch mal ins MET dürfen....


Ich finde, darüber lohnt es sich nachzudenken bzw. darüber, warum das so ist. Warum werden vorwiegend weibliche Akte gemalt?

Weil Frauen einfach schöner zu malen seien, höre ich oft.

Aber ich glaube, das hat mehr mit unseren Sehgewohnheiten zu tun, als damit, was einfach oder was schön ist.


Meine eigene künstlerische Arbeit hat sich unweigerlich verändert, seit ich mich mit dieser Frage befasst habe, sprich, ich male heute viel bewusster und reflektierter als früher. Sei es, dass ich mehr Männer male, oder dass ich Wert darauf lege, meinem eigenen Blick zu folgen und nicht gedankenlos jenen zu übernehmen, mit dem wir alle groß geworden sind, den "male gaze".


Natürlich könnte ich auch so weiter machen wie vorher, einfach schöne, nackte Frauenkörper malen, in sinnlichen Posen und möglichst ohne Gesicht, das ja sowieso nur ablenkt und oft sogar ausdrücklich nicht gewünscht ist. Das kann ich gut und das würde sich auch bestimmt gut verkaufen lassen.


Aber wie soll ich sagen? Wenn man sich einmal dieser ganzen Thematik bewusst geworden ist, kann man nicht mehr zurück. Von daher werden die Menschen, die ich darstelle, immer ein Gesicht oder zumindest eine Haltung zeigen, die sie nicht zum Objekt macht, sondern ihre Persönlichkeit hervorhebt. Es geht also weniger um die Nacktheit selbst als darum, wie sie interpretiert, wofür sie eingesetzt wird.


Als Künstler oder Künstlerin sollte man sich immer fragen: Wem will ich dienen - und wem nicht.

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